Die Himalaja-Option stammt nicht von Reinhold Messner. Doch sie liegt ihren Erfindern so fern wie ihm der Yeti. Die BBC bezeichnet damit die Aufforderung an öffentlich-rechtliche Sender, sich auf die höchsten Gipfel der Kultur, Bildung und Geschmacksverfeinerung zurückzuziehen. So etwas ist sogar für das große Vorbild von ORF und Co. kein Ausweg.
Dieses Ergebnis der Technologiegespräche von Alpbach 1996 prägt bis heute die Diskussion um Güte und Quote, um Quantität mit Qualität, wie sie Hugo Portisch postuliert. Vordenker und Altvordere wie ihn hatte Gerhard Zeiler, damals frischer ORF-General, ins Tiroler Bergdorf geladen, um eine geistige Freikarte für seine Umbaupläne zu erhalten.
Denn der einstige Kanzlersekretär litt unter dem Makel der angeblichen Inhaltsschwäche. Vorgänger Gerd Bacher sähe bis heute lieber einen profilierten Journalisten wie Gerhard Weis alle Register der größten Medienorgel des Landes ziehen. Doch das war weder Magazinmacherin Monika Lindner noch ist es der Jurist und Kaufmann Alexander Wrabetz. Der ORF liegt damit durchaus im Trend: Marketing-Management hat Content-Kompetenz als Priorität im Anforderungsprofil von Medienmachern abgelöst. Das merkt man den Produkten an, unabhängig davon, dass die Öffentlich-Rechtlichen heute nicht wirtschaftlicher arbeiten.
Die Schweiz reagiert darauf mit einer überraschenden Personalwahl. Der Publizist und Moderator Roger de Weck leitet ab 2011 die SRG, einen Koloss mit acht TV-Programmen und 6000 Mitarbeitern; 50 Prozent mehr als der ORF. Er soll die Substanz des Unternehmens stärken – Identitätsstifter und Kulturträger eines kleinen Staats in der Globalisierung.
Das ist keine Himalaja-Option, könnte aber die Alpen-Alternative für öffentlich-rechtliche Medienangebote sein. 2011 wählt auch der ORF-Stiftungsrat eine neue Generaldirektion.
* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst
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