„Kein ORF-TV wie Ö1“

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Stiftungsrat Franz Küberl kritisiert die ORF-Kritiker, „die von einem öffentlich-rechtlichen ORF reden, den 90 Prozent des Publikums nicht will“.

Alexander Wrabetz hat es nicht leicht: Denn der Rechnungshof-Rohbericht hat mit seinen 56 Kritikpunkten am ORF großes Medienecho ausgelöst. Doch übt sich der ORF in Optimismus: „Dieser Bericht von außen kam eigentlich gerade recht“, meint etwa ORF-Sprecher Pius Strobl: „Die Rechnungshof-Prüfung hat gezeigt, dass einiges nicht mehr zeitgemäß ist.“ Das betreffe vor allem Organisation und Workflow innerhalb des ORF.

Konzept vom Stiftungsrat!

Das vom Rechnungshof geforderte Grundsatzkonzept für den gesamten Sender war Thema bei der Sitzung des Stiftungsrates letzten Samstag. „Der Stiftungsrat ist Eigentümervertreter. Dem Eigentümer sollte klar sein, was er mit dem Unternehmen vorhat“, so Strobl. Der Stiftungsrat sollte sich nicht nur auf die Konzepte der jeweiligen Geschäftsführungen und Direktoren stützen, sondern sollte selbst ein Grundkonzept ausarbeiten.

Ein derartiges Konzept fehlt, doch Strobl sieht einzelne Aspekte, die die Zukunft des ORF prägen könnten. „Der Rechnungshof schlug vor, mehr Kaufprogramme zu senden, weil Eigenproduktionen sehr teuer sind“, so Strobl. „Das ist aber mit der Identität des ORF unvereinbar. Im Gegenteil: Wir wollen mehr Geld für Eigenproduktionen, denn diese machen uns unterscheidbar.“ Einmal mehr moniert Strobl, dass der ORF selbst nur zwei Drittel der Rundfunkgebühr erhält.

Caritas-Präsident Franz Küberl, Mitglied des Stiftungsrates, nimmt den Rechnungshofbericht zum Anlass, Grundsätzliches einzumahnen. Für ihn ist der ORF durch die „Doppelaufgabe“ herausgefordert, gleichzeitig zu sparen und ein gutes Programm zu liefern, sprich: noch mehr selbst zu produzieren – und das koste Geld. Die „entscheidende Debatte“ um den ORF dreht sich laut Küberl um die Frage, wie man „auch mit nur 38 bis 40 Prozent Marktanteil die Meinungsführerschaft“ erhalte. Darum solle sich die Anstalt bemühen.

Die Effektivität des Stiftungsrates und dessen Größe, die der Rechnungshof bemängelte, sei natürlich ein Thema. Wenn nach der Nationalratswahl am 28. September Parlament und Regierung neu zusammengesetzt sind, kann es sein, dass der halbe (!) Stiftungsrat neu besetzt wird. Für Küberl birgt das aber keine grundsätzliche Dramatik: Ein Gremium, das von Parlament und Regierung beschickt werde, unterliege eben derartiger Fluktuation. Küberl will – entsprechend der Rechnungshofkritik – organisatorische Verschlankungen, etwa in der Führungsetage: Radio und Online oder Finanzen und Technik könnten von jeweils einem Direktor geleitet werden.

Er weist auch darauf hin, dass die Werbefinanzierung nur mehr ein Drittel der ORF-Einnahmen ausmacht. ORF-Sprecher Pius Strobl hält angesichts solcher Zahlen eine Forderung bereit: Die TV-Werbezeiten müssten auf mehr als täglich 50 Werbeminuten (statt bisher 42) ausgeweitet werden.

Vorschläge wie der von Raiffeisen-Generalsekretär und ÖVP-Nationalrat Ferry Maier, der eine Teilung des ORF in „werbefinanzierte“ Programme (ORF/1 und Ö3) und „gebührenfinanzierte“ Sender (ORF/2 und Ö1) forderte, hält Strobl für nicht sinnvoll, ORF/1 und 2 seien „kommunizierende Gefäße, die man nicht trennen soll“. Stiftungsrat Franz Küberl stößt ins gleiche Horn: „Es geht bei der Werbung nicht um eine Entsetzlichkeit, sondern um saubere Formen des Umgangs mit Werbung.“ Und er kommentiert die Tatsache, dass die Konkurrenz auf dem Print- wie auch dem Privatradio- und -TV-Markt heftigen Widerstand gegen die ORF-Forderung, Werbezeiten auszuweiten, leistet: „Es ist klar, dass die Auseinandersetzung um die Werbefinanzierung des ORF eine Konkurrenzdebatte ist.“

Besseres ‚Schlichtfernsehen‘

Schließlich moniert Küberl, in Österreich gebe es eine Debatte, „in der 10 Prozent der Leute eine Sicht von öffentlich-rechtlichem Rundfunk haben, die 90 Prozent des Publikums“ nicht teilten: „Die spannende Frage ist, ob der ORF nicht intelligenteres ‚Schlichtfernsehen‘ machen kann als etwa Sat.1.“ TV und Radio müssten „mehrheitsfähig“ sein: „Fernsehen nach dem Muster von Ö1“, das er sehr schätze, wäre der „Tod des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Küberl: „Wir brauchen den Musikantenstadl, wir brauchen den Sepp Forcher und ebenso Opernübertragungen!“

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