Keine wahnsinnig gute Woche für den ORF: Die EU-Kommission, heißt es aus Brüssel, werde eine kritische Stellungnahme zum ORF abgeben, sich zu Werbeeinnahmen und Quersubventionen äußern. Der Bereich Neue Medien oder auch der Sportkanal TW1 sei im Visier. Noch ist nix fix, dass es aber in diese Richtung geht, kann man aus vergleichbaren Prüfungen anderer Öffentlich-Rechtlicher erahnen. Auch wenn sich eine allfällige Rüge der EU gegen den Gesetzgeber richtet, der die Rahmenbedingungen setzt: Treffen wird es die heimische Anstalt in jedem Fall. Dieser Tage wollte auch der Publikumsrat partout einer Gebührenerhöhung nicht zustimmen, die ORF-Führung muss nun auf einen Beharrungsbeschluss des Stiftungsrates hoffen.
Schließlich ließ Altvorderer Gerd Bacher das Unternehmen, das er so geprägt hatte, seine Tigerkrallen spüren: Der ORF sei mit Struktur und Personal von heute auf Dauer nicht finanzierbar. Bacher wandte sich gegen Quotenwahn und Werbeabhängigkeit und verlangte eine Werbezeitbeschränkung sowie als Kompensation dafür den Verzicht von Bund und Ländern auf jenen Teil der "ORF"-Gebühren, den diese für eigene Zwecke verwenden.
Des Tigers Wort in Gottes Ohr. Und dass am Küniglberg, programmatisch wie finanziell, Feuer auf den Dächern ist, pfeifen die Spatzen von denselben. Weil Bacher aber auch fordert, den Anstellungsschub der Ära Lindner im ORF rückgängig zu machen, sollte man doch wissen: Diese Anstellungen betrafen vornehmlich die Journalisten - also diejenigen, die den, wie es heute heißt, content liefern. Im Verwaltungs- und Technik-Bereich gab es viele gut bestallte Posten. Die Journalisten, also diejenigen, die für die Qualität geradestehen, ließ man in - freundlich gesagt - "unklaren" Beschäftigungsverhältnissen hängen. Darum: Ein Rückfall in vergangene Ungerechtigkeiten wäre auch nicht das, was dem ORF mehr Qualität bringen könnte. Otto Friedrich
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