Das Zauberwort Public Value

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Der ORF präsentierte "Wert über Gebühr“, den dritten Public-Value-Bericht. Derweil kämpft die Anstalt um den Start ihres Info- und Kulturkanals "ORF III“ und Generaldirektor Alexander Wrabetz um seine Wiederwahl.

Wann wird ORF III, der Spartensender für Information und Kultur, kommen? Generaldirektor Alexander Wrabetz lässt sich zurzeit keinen Termin entlocken: Man entscheide zunächst, ob man den Bescheid der Medienbehörde KommAustria beeinspruche. Der ORF sei bereit, bestimmte Auflagen zu akzeptieren, um weitere Verzögerungen hintanzuhalten. Unter anderem verlangt der Bescheid die Werbefreiheit von ORF III, es soll auch keine Cross Promotion in anderen ORF-Programmen geben - außer für einzelne Sendungen. Ob solches für den ORF akzeptabel ist, darüber will sich Wrabetz bis Ende der Woche (da endet die Einspruchsfrist) den Kopf zerbrechen.

ORF III geht noch heuer on air

In der Stellungnahme der Bundeswettbewerbsbehörde zum Bescheid wurde auch der Name kritisiert: ORF III suggeriere ein vollwertiges ORF-Programm. Kann sich Wrabetz eine Namensänderung vorstellen? Nein, so die lapidare Antwort und: ORF III werde "ganz sicher heuer“ on air gehen. Damit dürfte es dem ORF-General schon aus wirtschaftlichen Gründen ernst sein, denn das ORF-Gesetz will den Spartenkanal noch 2010 sehen. Andernfalls wären die versprochenen 50 Millionen Euro aus dem Staatssäckel in Gefahr.

Wrabetz äußerte sich auf FURCHE-Anfrage zur ORF III-Diskussion am Rande der Präsentation des Public-Value-Berichts des ORF, den das Public-Value-Kompetenzzentrum des ORF unter Leitung von Klaus Unterberger zum dritten Mal vorlegt. Auch diesmal setzt sich der Bericht "Wert über Gebühr“ mit fünf "Säulen“ auseinander, die den öffentlichen Mehrwert des ORF definieren. Eine dieser Säulen ist der Unternehmenswert, dem auch das Schlagwort "Transparenz“ zugeordnet wird. ORF-Redakteur-Sprecher Fritz Wendl berichtete bei der Präsentation, dass der seit Längerem avisierte Verhaltenskodex für ORF-Journalisten fertig sei. Generaldirektor Wrabetz erklärte auf Anfrage, er werde diesen "in den nächsten Tagen“ in Kraft setzen. Der Kodex ist unter anderem Ergebnis der Diskussion um eine Am Schauplatz-Sendung über Rechtsradikale, bei der FP-Chef Heinz-Christian Strache dem ORF unlautere Vorgangsweise vorgeworfen hatte. Der Journalistenkodex sei, so Wendl, eine Selbstverpflichtung auf den "Wertekanon eines öffentlich-rechtlichen Senders“. Der Kodex ist - ebenso wie der Public Value Bericht - online unter zukunft.orf.at zu finden.

Fernduell Wrabetz gegen Zeiler

Die 135 Programm-Macher, die den Public-Value-Bericht verfasst haben, stellen einmal mehr die ORF-Leistungen dar. Gleichzeitig suggeriert der Bericht, fast alles, was der ORF sendet, könne unter das Mäntelchen "öffentlich-rechtlich“ schlüpfen. So findet Unterhaltung à la Starmania ebenso Erwähnung in der Sparte "Bürgernähe“ wie die Barbara-Karlich-Show.

Der ORF versteht seinen Public-Value-Bericht jedenfalls als Ausweis nach innen wie nach außen. Seine diesjährige Präsentation entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie, fand diese doch praktisch zeitgleich mit dem Auftritt eines Vielleicht-Konkurrenten für Alexander Wrabetz statt: Auf der Klausur des Verbandes Österreichischer Zeitungen VÖZ im Salzburger Lungau äußerte sich nämlich RTL-Group-Chef Gerhard Zeiler zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Zeiler unterschied dabei die Anstalten danach, ob sie sehr oder mittel erfolgreich oder schon gescheitert seien. Zu letzteren zählte er die meisten öffentlich-rechtlichen im ehemaligen Ostblock. Vor allem bei kleinen Ländern sei die "nationale Identifikationskraft“ wichtig.

Den ORF wollte Zeiler explizit nirgends einordnen. Auf die Spekulationen um eine Kandidatur gegen Wrabetz meinte er kryptisch, keinen "Generalplan“ zu verfolgen. Klarer war auf der VÖZ-Klausur hingegen ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf, der einmal mehr die Ablöse von Wrabetz forderte.

Eine Gemeinsamkeit zwischen Lungau und Wiener Funkhaus, wo die Präsentation des Public-Value-Berichtes stattfand, zeigte sich aber doch: Alexander Wrabetz beschwor in Wien den Public Value als "Verbindung von Qualität mit Massenattraktivität“. Inhaltlich ident, wenn auch mit anderen Worten, beschrieb es RTL-Boss Gerhard Zeiler in Salzburg. Wrabetz brachte sein Credo in Wien so auf den Punkt: "Bei uns heißt’s Anna Bolena statt Dieter Bohlen“. Was aber hat ob solcher Definition etwa ein Dominic Heinzl beim ORF verloren? Diese Frage blieb dem präsentierenden Generaldirektor diesmal erspart.

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