Kampf um Jobs statt Programm

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S eit der Verhinderung des Vorzimmerchefs von Alexander Wrabetz hat das Aufbegehren der ORF-Journalisten Pause. Das nährt den Verdacht, es gehe eher um Posten und Personen als um Inhalte und Ideale. Denn heute gibt es mehr Anlass für Protest als zum Jahresende 2011. Die soeben veröffentlichte internationale TV-Programmanalyse im Auftrag der österreichischen Rundfunkregulierung weist ORF eins erneut als deutschsprachigen Unterhaltungssender Nummer eins aus. Das ist kein Kompliment, wenn es um die Ermittlung der fernsehpublizistischen Programmanteile im Wettbewerb vom RTL 2 bis Puls 4 geht.

Die Verteidigungsstrategie, ORF 1+2 seien als Gesamtangebot zu betrachten, ist hanebüchen. Denn in der Schweiz, wo das für SF1+2 gelten sollte, hat der eine Kanal nur etwas weniger Unterhaltung, sendet der andere aber einen doppelt so hohen Anteil politischer Publizistik wie die öffentlich-rechtlichen Ösi-Freunde. Ähnliches gilt für ARD und ZDF in Deutschland.

Das ist nicht neu und ficht den ORF kaum an. Er beruft sich auf eine Ausrichtung, die von jenem Gerhard Zeiler stammt, neben dem Alexander Wrabetz gern als Westentaschendirektor dargestellt wird. Doch diese Strategie eines Quasi-Privatprogramms ORF eins neben dem Österreich-Sender ORF 2 geht seit ihrer Erfindung ausgerechnet dort daneben, wo sie punkten sollte - bei der Quote. Der Einser-Kanal ist seit der Neuorientierung von 1991 von 44 auf 14 Prozent Marktanteil 2011 gesunken, ORF 2 nur von 32 auf 23 Prozent.

Das alles wissen ORF-Redakteure besser als jedes kritische Teilpublikum. Ihre ZIB 2 wird der internen Konkurrenz von "Dancing Stars“ bis "Woki mit deim Popo“ ausgesetzt - Österreichs öffentlich-rechtlichem Beitrag zum Europa der TV-Stationen. Doch anders als beim Chefbüro gibt es aus dem Haus keinen journalistischen Protest gegen die Fehlbesetzung von ORF eins. Wer schweigt, stimmt zu.

* Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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