Öffentlich-rechtliches Ende

Werbung
Werbung
Werbung

Seit März 2000 ist die deutschsprachige TV-Welt nicht mehr, was sie war. Der Quotenhit Big Brother, mit dem sich RTL 2, der kleine Bruder des größten deutschen Privatsenders, in die erste Liga der TV-Anstalten katapultierte, setzte Maßstäbe, die nicht mehr wegzuschieben sind. Big Brother ist beim Nachbarn soeben wieder on air gegangen.

Österreich kann da nicht anders sein. Der ORF, das sehen wir seit Samstag Abend, ist ein Taxi-Unternehmen, das uns en passant auch das Leben der 13 Taxlerinnen und Taxler per Fernsehen oder per Internet frei Haus liefert. Dass sich nebstbei an der PR-Maschinerie ein erklecklicher Teil der Printmedien des Landes beteiligt, wundert kaum mehr.

Die Dämme, die durch Taxi Orange brechen, könnten aber unübersehbare Folgen haben. Dabei geht es primär nicht um Qualifizierungen von Sendeformaten wie Taxi Orange, sondern um die brisante politische Frage, was öffentlich-rechtliches Fernsehen ist. Diese Diskussion ist in Österreich seit Jahren überfällig, sie wird aber - wegen der parteipolitischen Begehrlichkeiten auf den Sender - nie geführt. Soweit Pläne der Regierung zur ORF-Reform nach außen dringen, wird sich daran nichts ändern: Schwarzblau dürfte alles daran setzen, den ORF von der herrschenden politischen Farbenlehre abhängig zu halten.

Das sind misaerble Aussichten: Aber wer vermag gegen diese Entwicklungen anzukämpfen, wenn das Programm, das der ORF bietet, immer mehr Privaten wie RTL oder RTL 2 gleicht? Dass es etwa Beiträge über Taxi Orange sogar in der Zeit im Bild oder im Mittagsjournal gab, also in "Nachrichten"-Sendungen, ist da nur die Spitze: Irgendjemand muss da die Kriterien für Nachrichten missverstanden haben; aber den öffentlich-rechtlichen Auftrag einzumahnen, klingt heute fast schon wie Gerede aus einer anderen, ganz fernen Zeit.

Ob es ein Kampf gegen Windmühlen ist: gegen Parteien, die einen willfährigen ORF wünschen; gegen das Ende des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wie es der ORF pikanterweise selbst betreibt?

Nochmals: Die Diskussion um das, was "öffentlich-rechtlich" bedeutet, steht immer noch aus. Sie ist aber schleunigst zu führen, bevor - wie bei so vielen medienpolitischen Vorgängen in Österreich - die Entwicklung Fakten schafft, die unverrückbar sind.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung