Nur ein Beispiel: Da entsann sich der ORF des Genres Themenabend - und seit Jänner ist jeden Sonntagabend eine Leiste auf ORF 2 einem Thema gewidmet. Allerdings mit Wermutstropfen: Zum einen sah man da bislang zum Gutteil Wiederholungsware (aber das kann sich bessern...). Zum anderen kann von "Abendprogramm" wirklich keine Rede sein: Zuletzt etwa, als der ORF anlässlich des 15. Todestages an Thomas Bernhard erinnerte, begann der Themenabend um 23 Uhr 15 - und endete um 1 Uhr 50. Ja, wir wissen: die Quote... Und darum ist auch der Furche-Redakteur schon längst zum Übernächtigen mutiert, wenn er cineastische Leckerbissen, lang vermisste Spielfilme oder gute Dokumentationen sehen will.
Aber eigentlich sollte man sich mit dieser TV-Realität, wie sie (nicht nur) der ORF aufzwingen will, nicht abfinden. Immerhin zahlt man Fernsehgebühren - und man möchte das wahrlich nicht tun, um die Gewinnausschüttungen, die der ORF bei der Millionenshow zu leisten hat, zu finanzieren, sondern man will dafür gutes öffentlich-rechtliches Programm geliefert bekommen - und zwar auch zu anderer als zu nachtschlafener Zeit.
Eine beachtliche Wortmeldung in obigem Sinn kam jüngst von Caritas-Präsident Franz Küberl, dem von den Kirchen entsandten ORF-Stiftungsrat. Küberl forderte eine "grundlegende Neupositionierung" des ORF. Er wies dabei - etwa mit Blick auf die BBC - auch darauf hin, dass der Besitz von Programmrechten für die Zukunft eines öffentlich-rechtlichen Senders "existenziell" sei. Sprich: Wenn der ORF gutes Programm selber produziere, könne er es auch verkaufen und Geld machen.
Man darf sich ja noch wünschen, dass Küberls Worte bei ORF-Oberen wie anderen Stiftungsräten Gehör finden - und die Kreativen im ORF die dringend benötigte Chance erhalten, zu beweisen, welche "großartigen kreativen Ressourcen" (© Küberl) es in Österreich gibt. ofri
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