Pflege - © Foto: iStock / bymuratdeniz

Pflege: Hoffen auf mehr

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2024 sollen – über den Finanzausgleich – 644 Milionen Euro zusätzlich in den Pflegefonds fließen. Doch das allein reicht nicht für nötige Verbesserungen.

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2024 sollen – über den Finanzausgleich – 644 Milionen Euro zusätzlich in den Pflegefonds fließen. Doch das allein reicht nicht für nötige Verbesserungen.

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Jede vierte Person, die in der Pflege beschäftigt ist, denkt daran, den Job zu wechseln. Das ist das Ergebnis einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Umfrage der Arbeiterkammer Niederösterreich. Demnach würden die Befragten ihre Arbeit in der Pflege zwar als wertvoll und wichtig betrachten, die immer schlechter werdenden Rahmenbedingungen führten aber zu großer Unzufriedenheit. Fast die Hälfte geht davon aus, den Beruf nicht bis zum Pensionsantritt auszuüben.

Keine rosigen Aussichten also für ein System, in dem, laut Schätzungen der heimischen Sozialorganisationen, zusätzlich zu den derzeit Beschäftigten bis 2030 noch rund 75.000 weitere Pflegekräfte benötigt werden. Der große Haken für Träger wie Caritas, Hilfswerk oder Malteser ist der „Pflege-Fleckerlteppich“ in Österreich. Die Pflege ist Ländersache, das führt dazu, dass jedes Bundesland andere Standards vorsieht und eine einheitliche Qualitätssicherung nicht möglich ist.

Wenig verwunderlich gab es beim (noch nicht fertig ausverhandelten) Finanzausgleich deshalb auch das größte Tauziehen im Bereich Pflege und Gesundheit. In dem von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) vergangene Woche präsentierten Budget für 2024 sollen die Länder insgesamt 3,4 Milliarden Euro erhalten, der Pflegefonds wird um 644 Millionen auf 1,1 Milliarden Euro aufgestockt. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht damit die Finanzierung auf längere Zeit gesichert – inklusive höhere Gehälter, Aus- und Weiterbildung sowie Community Nurses. Auch die Vereinbarung zur 24-Stunden-Betreuung soll fortgeführt werden.

Rund 30.000 Haushalte sind derzeit in Österreich darauf angewiesen. Offiziell sind die Betreuer(innen)zwar selbstständig, sie können ihre Arbeitsbedingungen meist aber nicht selbst verhandeln. Dazu kommt, dass sie nicht als Pflegekräfte geführt werden. „Wir arbeiten als Betreuerinnen und Betreuer, obwohl unser Arbeitsalltag ohne Pflegehandlungen nicht vorstellbar wäre“, kritisiert etwa die erst vor einigen Jahren aktiv gewordene Interessensgemeinschaft IG24.

Ein erster wichtiger Schritt

Nicht zuletzt deshalb orten viele in der Pflegereform auch einen Widerspruch: Zwar wurde der monatliche Förderbetrag auf 800 Euro bei selbstständigen und auf 1600 Euro bei angestellten Betreuer(inne)n angehoben. Garantie auf ein höheres Gehalt gäbe es dabei aber nicht, heißt es seitens der IG 24.

Laut Umfrage der AK Niederösterreich wünschen sich alle Pflegekräfte höhere gesellschaftliche Anerkennung. Ausdrücken sollen das ihre Arbeitgeber auch durch einen höheren Lohn. Das wünscht man sich auch bei der IG24. „Weil unsere Scheinselbstständigkeit und unser Status als Betreuerinnen und Betreuer unsere Arbeitskraft billiger macht, bleiben unsere Forderungen aber bislang ungehört“, erklärt man. „Genau aus all diesen Gründen organisieren wir uns jetzt.“ Bei allem Unmut ist das frische Geld im Pflegefonds, das im Finanzausgleich verhandelt wurde, aber ein erster Schritt in die richtige Richtung.

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