
Coronavirus: Pflege im Krisenmodus
Die Maßnahmen rund um das neuartige Coronavirus treffen auch die 24-Stunden-Pflege. Die Pfleger und Pflegerinnen kommen meist aus den Nachbarländern. Nun müssen Notlösungen her.
Die Maßnahmen rund um das neuartige Coronavirus treffen auch die 24-Stunden-Pflege. Die Pfleger und Pflegerinnen kommen meist aus den Nachbarländern. Nun müssen Notlösungen her.
Im österreichischen Pflegesektor herrscht aufgrund des neuartigen Coronavirus Nervosität. Mit den verschärften Einreisebestimmungen ist vor allem das Modell der 24-Stunden-Pflege besonders gefordert. Derzeit sind 33.000 Kräfte aus dem Ausland in Österreich in der 24-StundenPflege im Einsatz. Insgesamt sind doppelt so viele 24-Stunden-Pflegerinnen in Österreich beschäftigt. Die Frauen wechseln sich in der Regel alle 14 Tage ab. Sehr viele Pflegekräfte kommen aus Rumänien und Ungarn. Einige von ihnen haben ihren Dienst, aus Nachsicht mit den Senioren, freiwillig bis Ostern verlängert. Doch spätestens wenn die ersten Frauen dann wieder nach Hause fahren, könnte es zu einem Engpass kommen. Tausende könnten in den kommenden Wochen fehlen.
Regierung schnürt Pflege-Paket
Um diesen und viele weitere Engpässe im gesamten Pflegesektor zu verhindern, hat die Regierung am Dienstag nun ein Maßnahmenpaket für die Pflege geschnürt. So sollen 100 Millionen Euro bereitgestellt werden, um „Notsituationen“ abzuwenden, sagten Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bei einer Pressekonferenz. Konkret werden bestehende Reserven in der stationären Pflege ausgebaut und neue Kapazitäten in Kur- und Rehakliniken aufgebaut. Die mobilen Dienste werden ausgebaut und Zivildiener zur Verstärkung herangezogen, wobei letztere nur in der Basisversorgung eingesetzt werden und keine ausgebildeten Pflegekräfte ersetzten können. Diverse Richtlinien und Vorschriften werden flexibilisiert und gelockert. Rund 1500 Zivildiener, die Ende März fertig wären, werden um drei Monate verlängert beziehungsweise versetzt.
Zivildiener in Einrichtungen, die geschlossen sind oder keinen Bedarf haben, werden in Einrichtungen versetzt, wo Unterstützung gebraucht wird. Zusätzlich haben sich 2000 Freiwillige ehemalige Zivildiener gemeldet. Mit diesen drei Maßnahmen stehen mit 1. April rund 3500 Zivildiener zusätzlich zur Verfügung. Gemeinsam mit den über 11.100 Zivildienern, die derzeit ordentlichen Dienst leisten, sind das rund 14.600 Zivildiener, rechnete Köstinger vor. Einrichtungen und Personen, die Unterstützung brauchen, müssen ihren Bedarf an Zivildienern bei der jeweiligen Landesstelle des Roten Kreuzes melden.
In der 24-Stunden-Pflege hat sich die Situation vor allem mit den neuen Einreisebestimmungen weiter verschärft. Seit Freitag müssen 24-Stunden-Pflegerinnen aufgrund einer Verordnung des Gesundheitsministeriums bei der Einreise nach Österreich über Ungarn und Slowenien zusätzlich einen ärztlichen Bescheid über den negativen Test auf das Virus vorlegen. Dieser darf nicht älter als vier Tage sein. Wer kein Attest hat, darf nur unter der Bedingung ins Land, dann 14 Tage in Quarantäne zu sein. Und gerade das verpflichtende medizinische Zeugnis könnte das System der 24-Stunden-Pflege ins Wanken bringen.
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