Pflege - © Foto: iStock / Dean Mitchell

Trotz Corona-Krise: Pfleger droht Abschiebung

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Safar Nijati* hätte alle Voraussetzungen, um sich in Österreich ein Leben aufzubauen. Dem gelernten Krankenpfleger aus Afghanistan droht aber, trotz Pflegekräftemangel und Corona-Krise, die Abschiebung.

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Safar Nijati* hätte alle Voraussetzungen, um sich in Österreich ein Leben aufzubauen. Dem gelernten Krankenpfleger aus Afghanistan droht aber, trotz Pflegekräftemangel und Corona-Krise, die Abschiebung.

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Mehr als ein halbes Jahr hält das Versteckspiel nun schon an. Es war im August 2019, als sich Safar Nijati (* Name von der Redaktion geändert) dazu entschloss, in den Untergrund zu gehen. Seither hält sie ihn gefangen, die permanente Angst, festgenommen und abgeschoben zu werden in seine kriegsgebeutelte Heimat Afghanistan. Bei einer befreundeten afghanischen Flüchtlingsfamilie ist er untergekommen. Dabei könnte er und würde wohl keinen Tag brauchen, einen Job zu finden: Nijati hatte bereits eine medizinische Grundausbildung, als er 2015 nach Österreich kam. Danach lernte der ethnische Hazara aus einer Stadt nahe Kabul Deutsch, machte einen Führerschein und schloss eine Ausbildung als Krankenpfleger ab.

Er könne auf eigenen Beinen stehen, sich eine Existenz aufbauen – in einem Berufsfeld, in dem gerade in Zeiten wie diesen Arbeitskräfte gebraucht werden wie selten zuvor. Jetzt ist es aber vor allem die Abhängigkeit von seinen Gastgebern, die ihn unterbringen und durchfüttern, die ihm Sorgen bereitet und der ­Umstand, dass er von der Geduld dieser Familie abhängig ist. Die Bedrohung ist konkret: „Die Polizei war bereits zweimal an dem Ort, wo ich registriert war“, sagt Nijati.

Pflegesystem in der Krise

Und dann sind da die Nachrichten, die für Unverständnis sorgen: Seit Ausbruch der Corona-Krise und der damit einhergehenden Schließung von Grenzen steht Österreichs Pflegesystem vor dem Zusammenbruch. Vor allem was die 24-Stunden-Pflege zu Hause angeht. Denn: Dieser Bereich funktioniert fast ausschließlich nur über billigere Kräfte aus Ländern wie der Slowakei, Tschechien, Ungarn oder Rumänien.

In bilateralen Abkommen wurden mit Tschechien und der Slowakei Sondergenehmigungen für den Grenzübertritt ausverhandelt. Mit Rumänien wurde laut der Regierung in Wien ein Sonderzug ausverhandelt, mit dem Pflegepersonal nach Österreich gebracht werden sollte. Nach anfänglichen Verwirrungen, die der Vorstoß der EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) bei der Regierung in Bukarest ausgelöst hat, werde nun an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet, heißt es. Die ÖVP-geführte Regierung ist dabei in einer nicht allzu komfortablen Situation. In den Herkunftsstaaten der Pflegekräfte hat man nicht vergessen, dass die Vorgängerregierung aus ÖVP und FPÖ den 24-Stunden-Pflegekräften zustehende Sozialleistungen (etwa Kindergeld) kürzen wollte – was letztlich am EU-Recht scheiterte, aber vehement verfolgt wurde.

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