kdg - © Foto: iStock/SolStock

Geld alleine reicht für die Elementarpädagogik nicht

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Ein besserer Zugang zur Ausbildung, ein einheitlicher Betreuungsschlüssel und mehr finanzielle Mittel: Um die Kinderbetreuung auszubauen, muss die Politik diese erst aufrechterhalten können.

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Ein besserer Zugang zur Ausbildung, ein einheitlicher Betreuungsschlüssel und mehr finanzielle Mittel: Um die Kinderbetreuung auszubauen, muss die Politik diese erst aufrechterhalten können.

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Das Land Vorarlberg sorgte zuletzt für Aufsehen. Weil es im Ländle keine einzige öffentliche Bildungsanstalt für Elementarpädagogik gibt, will die Landesregierung zur Sicherung des pädagogischen Nachwuchses nun selbst die Schulgebühren übernehmen. Pro Jahr wird mit Kosten von ungefähr 600.000 Euro gerechnet. Bislang werden Vorarlbergs Elementarpädagogen nämlich im Kolleg einer katholischen Privatschule ausgebildet, deren Trägerverein die Kosten mittels Schuldgeldeinnahmen deckt. Langfristig werde daher auch angedacht, die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik in eine öffentliche Schule überzuführen, für die dann kein Schulgeld zu bezahlen wäre, heißt es aus der Vorarlberger Landesregierung.

Hinter der Diskussion steht auch in Vorarlberg die Frage, wie bereits im Kindergarten leistbare und qualitativ hochwertige Bildung sowie Betreuung ermöglicht werden können. Dass die Bundesregierung durch den Finanzausgleich zuletzt mehr Geld für die Elementarpädagogik freigemacht hat und die Länder in den Ausbau des Betreuungsangebotes sowie günstigere Betreuungsplätze investieren wollen, findet durchwegs positive Resonanz.

Trotzdem warnen die Interessenvertretungen und Berufsvereinigungen vor einer zu kurz gegriffenen Euphorie. Zwar sollen bis 2030 jährlich 200 Millionen Euro aus der Bund-Länder-Vereinbarung sowie 500 Millionen aus dem „Zukunftsfonds“ – insgesamt 4,6 Milliarden Euro – fließen, doch diese Zahlen relativierten sich schnell, wenn man bedenke, dass aktuell allein in Wien 1300 Elementarpädagoginnen und ­-pädagogen fehlten, sagte etwa Natascha Taslimi (Netzwerk elementare Bildung Österreich, NeBÖ) zur APA.

Das große Politikum

Wie sie sehen es viele in der Branche. Grundsätzlich habe die Regierung für sie zwar wichtige Schritte gesetzt, jedoch könne damit allein nicht aufgeholt werden, was in 30 Jahren Bildungspolitik versäumt worden sei. Taslimi etwa benennt als größtes Problem den Mangel an qualifiziertem Personal.

Drei Jahrzehnte lang sei im Kindergartenbereich eine Nivellierung nach unten betrieben worden, indem man unter anderem nicht ausgebildetes Personal zugelassen habe. Das Ergebnis sei, dass das System „vor dem Zusammenbruch“ stehe: Die nicht Ausgebildeten seien den Anforderungen nicht gewachsen, während die Ausgebildeten dem Beruf den Rücken kehren würden, weil sie das Gefühl hätten, dass ihre Ausbildung ohnehin nicht geschätzt werde. Als Maßnahme gegen den Personalmangel seien zwar viele neue Ausbildungswege geschaffen worden, sagt Taslimi: „Aber wenn die Arbeitsplätze nicht attraktiver gemacht werden, wird das alles nichts nutzen.“

Seitens des Bundes will man mit einer neuen Maßnahme darauf reagieren: Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. Die Offensive „Klasse Job“ des Bildungsministeriums hat im September 600 Personen, die zuvor in einem anderen Berufsfeld tätig waren, in die Klassen des Landes gebracht. Darauf will man nun aufbauen und verstärkt für die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Elementarpädagogik an Kollegs und Pädagogischen Hochschulen werben. Die Opposition reagierte verhalten auf den Vorstoß.

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