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Neue Aufgaben rar die Lehrer

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Mit der Einrichtung der Pädagogischen Akademien wurde in Österreich eine neue Phase der Lehrerbildung im gesamten Pflichtschulbe- reich eingeleitet, und zwar nicht nur qualitativ, sondern vor allem auch quantitativ: Der Zustrom junger Menschenzu den Akademien nahm von Jahr zu Jahr zu, der akute Lehrermangel Ende der sechziger Jahre war rasch überwunden und der Lehrerbedarf sichergestellt.

Heute dagegen wird bereits mit einiger Heftigkeit die Lehrerarbeitslosigkeit diskutiert. Tatsächlich blieben in diesem Schuljahr mehrere hundert Junglehrer ohne Anstellung. Diese alarmierende Entwicklung tritt zwar mit starken regionalen Unterschieden auf - so konnten nach Auskunft des Landesschulrates in Oberösterreich alle Bewerber aufgenommen werden -, doch hätten Bedarfsplanung und -lenkung rechtzeitig einsetzen müssen, um die Beschäftigungslosigkeit von Lehrern noch ab- fangen zu können.

Dieses Versäumnis könnte wenigstens dadurch korrigiert werden, daß die Fachstudien an den Akademien bewußt auf jene Fächer ausgerichtet werden, für die in der Praxis noch Bedarf besteht. Außerdem sollten die Volksschullehrer die Möglichkeit erhalten, nach Ausbildungsende die Prüfung für Haupt- und Sonderschulen sowie für Polytechnische Lehrgänge abzulegen und im Rahmen der Lehrerfortbildung Vorbereitungs kurse für zusätzliche Fachprüfungen zu absolvieren.

In Oberösterreich wäre die Situation am Arbeitsmarkt für Lehrer auch durch die Ausweitung des bereits bestehenden Systems der Schü- lerbeaufsichtigüng zu entspannen, -würden den Lehrkräften zwei Aufsichtsstunden als eine Unterrichtsstunde vergütet werden. Diesbezügliche Bestrebungen dauern an.

Den hohen Anforderungen im Grundschulbereich, vor allem in be- gabungs- und neigungsbedingten U nterrichtsgegenständen, versuchen die Pädagogischen Akademien durch verstärkte Vermittlung von erziehungstheoretischem Wissen Rechnung zu tragen. Die Fülle der neuen Aufgaben ist von den Studierenden im Rahmen eines vierseme- strigen Studiums zu bewältigen. Hier besteht die Gefahr, daß es in vielen Fällen nur zur passiven Aufnahme des Wissens und zur Beschränkung auf Prüfungserfordernisse, nicht aber zu aktiver Verarbeitung und fachspezifischer Vertiefung kommt.

Daher bestehen Überlegungen über eine Verlängerung der Ausbildung auf sechs Semester, wie sie in einigen Nachbarstaaten bereits gebräuchlich ist. Die Diskussion ist jedoch noch nicht abgeschlossen, wobei die Finanzierung eine Hauptrolle spielt.

Im sechssemestrigen Studium für das Lehramt an Hauptschulen, Sonderschulen und Polytechnischen Lehrgängen konnte der Übergang vom früheren 3-Fach- zum 2-Fach- Studium an der Pädagogischen Akademie zweifellos eine Anhebung des Ausbildungsniveaus bewirken. Die weitgehende innere Einheit von humanwissenschaftlicher Ausbildung, intensiver fachwissenschaftlicher Ausbildung in nur zwei Gegenständen sowie fachdidaktischer und schulpraktischer Ausbildung in Verbindung mit ergänzenden Schulver- anstaltungen gewährleistet eine breite Ausgewogenheit.

Der Pflichtschullehrer muß heute in zunehmendem Maße auch auf Erfordernisse der Vorschulerziehung sowie der Erwachsenenbildung vorbereitet sein. Hier sind Lernprozesse nötig, die weit über die Lehrbefähigungsprüfungen hinaus im Rahmen der Lehrerfortbildung abzuwickeln sind.

Erfreulicherweise hat gerade in Oberösterreich die Lehrerweiterbildung eine gute Tradition: Angebot wie Beteiligung sind im Vergleich zu anderen Bundesländern weit überdurchschnittlich, wie es schon eine Studie aus dem Jahr 1972 belegte.

Die Effektivität der Ausbildung von Berufsschullehrern konnte durch die mit Beginn des Schuljahres 1976/77 auch in Linz eingerichtete Berufspädagogische Akademie gesteigert werden. So wurde im Vergleich zur bisherigen Praxis an den Berufspädagogischen Instituten eine Intensivierung und Vertiefung der Ausbildung, anderseits die Gleichstellung mit den Volksschullehrern erreicht. Positive Auswirkungen auf die Lehrlingsausbildung in den Berufsschulen zeichnen sich bereits ab, wobei die ebenfalls seit 1976 neu definierten Bildungsziele dieses Schultyps (Vermittlung der grundlegenden fachtheoretischen Kenntnisse, Förderung und Ergänzung der betrieblichen Ausbildung, Erweiterung der Allgemeinbildung) die Umstrukturierung in diesem Bereich wesentlich ergänzte.

Eine weitere Verbesserung sei aber hier angeregt: Die Lehrabschlußprüfungen werden derzeit nur von den jeweiligen Landesinnungsmeistem durchgeführt, während die Berufsschullehrer auf die Prüfungsergebnisse keinen Einfluß Haben. Deshalb sollten der Prüfungskommission künftig neben den Vertretern der Handelskammern auch Berufsschullehrer angehören.

Leider gewährleistet in einigen Bundesländern - besonders kraß etwa in Wien - auch die qualitativ beste Ausbildung einer Lehrkraft nicht unbedingt eine entsprechende Anstellung bzw. einen angemessenen ‘ Aufstieg. Die Ursachen sind bekannt. Als beispielgebend für ganz Österreich kann daher die auf einem Punktesystem beruhende Objektivierung der Bestellung von Lehrern und Schulleitern gelten.

(Der Autor ist FPÖ-Parteiobmann in Oberösterreich sowie Abgeordneter und Klubobmann im Landtag)

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