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Barsani ist am Ende

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Arabische Pressemeldungen lassen darauf schließen, daß sich der nach dem Zusammenbruch der Autonomiehoffnungen für den Nordirak vor Monaten wiederaufgeflackerte „Kampf um Kurdistan“ einer Entscheidung nähert. Die Bagdader Regierung erließ ein vom irakischen Rundfunk mehrfach in kurdischer und arabischer Sprache erlassenes Amnestieangebcrt an die Rebellen. Wer sich innerhalb von 20 Tagen den regulären Behörden stellt und die Waffen niederlegt, erhält Straffreiheit. In den letzten drei Tagen’ entspannen sich, was auch von kurdischer Seite bestätigt wurde, schwere Luft- und Bodenkämpfe in unmittelbarer Nähe des kurdischen Hauptquartiers in dem Dorf er- Rania im Nordirak. Die irakische Luftwaffe flog anscheinend pausenlose Bomiben- und Bordwaflenein- sätze und rieb einen großen Teil der Streitmacht des Kurdenführers General Mustafa Mulla el-Baisani auf.

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Arabische Pressemeldungen lassen darauf schließen, daß sich der nach dem Zusammenbruch der Autonomiehoffnungen für den Nordirak vor Monaten wiederaufgeflackerte „Kampf um Kurdistan“ einer Entscheidung nähert. Die Bagdader Regierung erließ ein vom irakischen Rundfunk mehrfach in kurdischer und arabischer Sprache erlassenes Amnestieangebcrt an die Rebellen. Wer sich innerhalb von 20 Tagen den regulären Behörden stellt und die Waffen niederlegt, erhält Straffreiheit. In den letzten drei Tagen’ entspannen sich, was auch von kurdischer Seite bestätigt wurde, schwere Luft- und Bodenkämpfe in unmittelbarer Nähe des kurdischen Hauptquartiers in dem Dorf er- Rania im Nordirak. Die irakische Luftwaffe flog anscheinend pausenlose Bomiben- und Bordwaflenein- sätze und rieb einen großen Teil der Streitmacht des Kurdenführers General Mustafa Mulla el-Baisani auf.

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Bei den Kurden machten sich schon in den letzten beiden Jahren Verdrossenheit über den autoritären Führungsstil des stansinndgen alten Generals el-Barsani und Kompro mißbereitschaft breit. El-Barsani hielt unverdrossen’ und zäh an dem Ziel der Errichtung eines unabhängigen Staates Kurdistan fest und betrachtete alle Autonomieveraprechen lediglich als Stationen auf dem Weg zu diesem Ziel. Die durch Reisen und Studien mehr und besser mit den weltpolitischen Gegebenheiten vertrauten jüngeren Funktionäre seiner Kurdenpartei erkannten aber, daß ihr Volk unmöglich gegen fünf feindliche Staaten obsiegen und ebenso unmöglich die Unterstützung beider Supermächte gewinnen konnte. Sie wollen sich seit langem mit den arabischen Irakern arrangieren. Uber deren Autonomieangebot kam es dann zu dem nur mühsam überdeckten Bruch zwischen den jüngeren Pragmatikern und dem alten Haudegen, dem man jetzt sogar einen mißglückten Mordanschlag auf den eigenen Sohn zur Last legt.

War es den Irakern früher wegen ihrer inneren Schwäche immer unmöglich gewesen, mit der kurdischen Herausforderung fertig zu werden, so änderte sich das, seit das Zweistromland zum wichtigsten Veiibündeten für die Sowjetunion im

Nahen Osten geworden ist. In Bagdad dementiert man zwar alle Spekulationen, wonach der Irak Moskau einen Hafen und damit den direkten Zugang zum Persischen Golf abtreten wolle oder andere Stützpunkte zur Verfügung gestellt habe. Aber auch ohne das ist Bagdad heute die wertvollste Trumpf karte des Kremls im Nahostspiel. Das und die von Moskau finanzierte Aufrüstung des Landes zu einer furchterregenden Militärmacht gab Bagdad die Rük- kendeckung zur gewaltsamen Lösung des fünfzig Jahre alten Kur- denproblems. Der Sieg ist zwar noch nicht errungen, aber die Iraker machten nie so erfolgreich wie jetzt von ihrer Luftwaffe Gebrauch und standen nie so nah am Herzland der Kurden. Militärbeobachter prophezeien, die kurdische Niederlage stehe unmittelbar bevor. In dieser Lage ist die erwähnte Amnestie ein geschickter Schachzug. Am Tigris mag man sich ausrechnen, daß viele Kurden in der ausweglosen Situation zwischen der Treue zu dem alten General el-Barsani und der drohenden, völligen Zerstörung ihrer Heimat ihre Zuflucht zur „ehrenvollen Kapitulation“ nehmen werden.

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