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Dynamik aus Tradition
1. These: Konservativ sein ist selbst keine in sich geschlossene Ideologie, sie ist eine grundsätzliche innere Haltung in Anerkennung der Lebenswirklichkeit und des gesamtgeschichtlichen Ablaufes.
Am Ausgangspunkt wertkonservativer Verantwortung steht also jenes Wissen, daß das in der Geschichte für die Menschheit und für den Staat, für die politischen Ereignisse, die jeweils zu bewältigen sind, organisch Gewachsene übergeschichtlichen Charakter hat.
2. These: Wertkonservative Haltung bedeutet die kritische und dynamische Annahme von Tradition, um durch ihre Weitervermittlung die nachwachsenden Generationen gegenüber den jeweils entstehenden Ideologien nicht hilflos und erfahrungslos zu machen.
Wer die Realität geschichtlicher Erfahrung und damit das Gedächtnis der Welt mißachten oder beseitigen will, betreibt letztlich kollektive Entmündigung.
3. These: Der Wertkonservative hat den Realitätsbezug, die geistige und kulturelle Kontinuität und die innere Qualität der Veränderungsnotwendigkeiten zu wahren. Er ist immer gegen Schlagworte und für Sachzusammenhänge.
Das aktuelle Gebot heißt daher, für ein wertkonservativ gebildetes wie verantwortetes Gewissen und Denken einen neuen und klaren Bezug zur Sprache wiederherzustellen. Dieses Bemühen um die Sprache wird die Ubereinstimmung der Worte mit den Wirklichkeiten wiederherstellen müssen.
4. These: Konservative empfinden die umfassende
Instabilität von heute im Sittlichen, im Kulturellen und im Politischen als zukunftsbe-zogene Aufgabe.
Das Beispiel Polens könnte lehrreich sein: Die Kirche in Polen ist von ihrer überzeitlichen und naturhaft wirkenden Autorität her deshalb mächtig als Gegenpol zum Totalitarismus, weil sie in ihrer Grundstruktur nach wie vor konservativ ist, mit einem zum Sozialismus grundverschiedenen, dafür aber umso höheren sozialen Verständnis.
5. These: Der Konservative findet sich nicht damit ab, in einem postchristlichen Zeit alter mit christlichen Lebenselementen zu leben — ohne zu handeln.
Der Autor, Präsident der Weltunion der katholischen Presse, ist Generaldirektor des Styria-Verlages.
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