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Leben mit Masken
Uber unsere eigenen Ängste zu reden, scheint heute zwar angebracht, doch sie auch offen zu zeigen, gilt als ein deutliches Zeichen von Schwäche. Wer öffentlich ausspricht, daß er Angst hat, dem wird mißtraut. Und das, obwohl jedermann weiß, wie sehr die Angst heute zu unserem Leben gehört, unser Leben beherrscht. Sich zu seinen Ängsten zu bekennen, mag zwar ehrlich sein, aber im täglichen Wettbewerb unangebracht.
Dabei lebt jeder von uns mit Ängsten: das Schulkind ebenso wie der große Manager, der Politiker wie der Pfarrer. Doch die Ä ngste verstecken sich hinter Masken, die wir nicht lüften dürfen.
Angstbewältigung geschieht heute durch Verdrängung. Hin und wieder ein Aufschrei, aber dann schauen wir lieber zur Seite. Wir bleiben bei unseren kunstvoll eingeübten Mechanismen. Seelennot geht uns nichts an. Selbst dann nicht, wenn es uns selber betrifft.
Wir dürfen einfach keine Angst haben. Zeigen wir sie dennoch, könnten wir ja verlieren. Verlieren aber gilt als unfein. Paßt nicht in diese Zeit, ebensowenig wie das Zugeben von Angst. Wir wollen lieber ,Jressen" und uns nicht selber. ,Jressen" lassen. Wo doch Angst die Seele frißt. Leiden wir lieber weiter.
Aber, moment mal, nur einen Augenblick bitte, Herr Nachbar. Wenn Sie vielleicht auch Angst hätten, sollten wir uns vielleicht dann nicht einmal darüber unterhalten? Nur einen kurzen Augenblick innehalten und aussprechen? Vielleicht würden wir uns dann sogar besser verstehen, besser fühlen, denn wir hätten dann doch etwas Gemeinsames ...
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