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Nukleare Probleme im Hintergrund
Das heikelste Problem ist nach wie vor die nukleare Frage. In Bonn legt man Wert darauf, zu betonen, daß man niemals die Verfügungsgewalt über atomare Waffen beansprucht, ja daß man nicht einmal auf nukleare Mitbestimmung im echtesten Sinne des Wortes gedrängt habe. Anderseits hat Bann nie einen Zweifel darüber gelassen, daß die Bundesrepublik sich nicht in Sicherheit wiegen kann, wenn der mögli che Angreifer nicht überzeugt ist, daß zur Verteidigung Westdeutschlands atomare Waffen eingesetzt werden. Und die Bundesrepublik hat denn auch für sich beansprucht, daß sie bei der Dislozierung und Ziedpla- nung dieser Waffen müsse mitreden können. Die Amerikaner und die Briten sind denn auch bereit gewesen, das den Deutschen zuzugestehen. Sie haben aber immer wieder erfahren müssen, daß dieses Zugeständnis durch Moskau in die Behauptung übersetzt wird, den Deutschen sollten Atomwaffen in die Hand gegeben werden.
Nicht nur in ihrer Propaganda, sondern auch in ihren politischen Gesprächen haben die Sowjets immer wieder den Standpunkt eingenommen, schon Mitsprache der Deutschen bedeute Zugang zu Atomwaffen, und auch der Einbau der Bundesrepublik in eine Kollektivlösunig lasse jegliches Abkommen über die Einschränkung der Atomrüstung und Non- proliferation scheitern. Auch die MLF bzw. die von England vorgeschlagene ANF stießen auf diesen Einwand Moskaus. Es mag daher sein, daß die Angelsachsen zur Zeit auch innerhalb der NATO das nukleare Problem etwas in den Hintergrund treten lassen wollen, mit anderen Worten, daß sie die Frage der deutschen Mitsprache in nächster Zeit unerörtert lassen wollen, ausgehend davon, daß zur Zeit der amerikanische Atomschirm für die Sicherheit Europas — einschließlich Frankreichs — ausreicht. Jedenfalls war auf der letzten NATO-Rats- Taguog in Paris dem Vernehmen nach von den nuklearen Problemen nicht allzu viel die Rede.
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