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Schonzeit
Nach den so überzeugenden Resultaten bei Bundesheer und ORF ist es jetzt hoch an der Zeit, daß endlich auch die Cockpits der Flugzeuge und die Operationssäle der Spitäler demokratisiert werden; dort walten immer noch gelernte Fachleute auf eine nachgerade unerträglich autoritäre Weise ihres Amtes. Wochen und Monate kann es allerdings dauern, ehe die geglückte Demokratisierung des ORF auf unseren Bildschirmen sichtbar und in unseren Lautsprechern hörbar wird. Noch stammen Programm, Stil und Ausführung der Sendungen aus der Ära Bacher; noch halten die
Nerven des Personals dem genia- len Konzept des neuen Rundfunk- gesetzes stand; noch hat das Publikum Schonzeit.
Noch gibt es (unter Quarantäne) eine Chefredaktion, geleitet von Alfons Dalma nach Gesichtspunkten journalistischer Qualität, Sprachenkenntnis, Weiterfahrung und Sinn für größere Zusammenhänge, doch steht zu erwarten, daß im weiteren Verlauf des unaufhaltsamen Fortschritts baldmöglichst nach parteipolitischen Richtlinien und mit Mehrheitsbeschluß (16 :14?) festgelegt wird, was wahr zu sein hat und vom beitragszahlenden Konsumenten als gesichertes Glaubensgut auf- und anzunehmen ist.
Noch schwebt über Diskussionen der Geist eines Helmut Zilk, dessen Objektivität vor allem und gerade auch jenen Meinungen Raum geben konnte, die seinen eigenen Ansichten widersprachen.
Noch spiegeln Dokumentationen wie jene dreiteilige, wahrhaftig dramatische, die in FS 1 unter dem Titel „50 Jahre Rundfunk” lief, die Liberalität des „Bacher- Funks”: diese absolute Freiheit der Aussage, dieses Nebeneinanderstellen überlebender Augenzeugen, dieses unbeeinflußte Gewährenlassen, das den Betrachter zum Distanzhalten und zum Abwägen zwingt. Daß dies der einzige Weg ist, auf dem man sich einigermaßen der Wahrheit anzunähern vermag, haben die Österreicher in ihrer Mehrheit zwar immer noch nicht ganz gelernt, durch Gerd Bacher aber zum erstenmal erfahren.
Als dann im Zuge der Demokratisierung auch der gute Geschmack mit Mehrheitsbeschluß abgeschafft und dem scheidenden Generalintendanten der offizielle Dank verweigert worden war, reagierte, unbelehrbar, wie es nun einmal ist, das österreichische Volk auf seine Weise. Über Gerd Bacher ergießt sich seit jenem Tage eine Lawine von teils brillanten, teils unbeholfenen, immer aber spontanen Dankesbriefen.
Dem Volk und nicht der Sčhik- keria sich zuzählend, durch dankenswert autoritäre Erziehung mit Manieren ausgestattet und in dieser Hinsicht bisher weder durch Hitler noch durch irgendwelche Zweitrepublikaner bekehrbar, erlaubt sich der Endesgefertigte, nicht etwa nur den eigenen Dank und jenen der FURCHE, sondern den Dank all derer auszusprechen, die sich während der letzten zwei oder drei Jahre in Briefen, Telephonaten und Gesprächen mit dem Inhalt dieser TV- und Hörfunkrubrik für einverstanden erklärt haben.
Daß dies gar nicht wenige waren, gesteht erstmals, wenn auch hinter vorgehaltener Hand
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