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Außenpolitische Stabilität wird allen guttun

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Ein zwar terminlich gehetzter, aber klar argumentierender Außenminister stand der FURCHE am Rande der Auslandskulturtagung in Wien Rede und Antwort.

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Ein zwar terminlich gehetzter, aber klar argumentierender Außenminister stand der FURCHE am Rande der Auslandskulturtagung in Wien Rede und Antwort.

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Alois Mock will um der Stabilität und Kontinuität willen, die Österreich gerade hinsichtlich der Europa-Politik brauche, Außenminister bleiben. Gegenüber der FURCHE zeichnete er Perspektiven künftiger österreichischer Außenpolitik.

Für Mock werden drei Hauptpunkte die Richtung der Außenpolitik nach der Nationalratswahl bestimmen: erstens geht es ihm darum, dem Bürger die Europäische Union erlebbar machen zu helfen - vor allem im wirtschaftlichökologischen Bereich. Da in dem komplizierten Gebilde namens EU von einer gemeinsamen Außenpolitik, einer Entscheidungsfähigkeit, den Frieden zu sichern, noch jahrelang keine Rede sein könne, müsse man dem Österreicher nahe bringen, was die EU- Mitgliedschaft konkret bedeutet. „Die Idee einer Verteidigungsgemeinschaft wird in der EU nicht einmal übermorgen verwirklicht werden, daß Österreich da irgendwo mittun muß, davon wird nicht einmal die nächste Generation betroffen sein“, betont Mock. Außenpolitik müsse auch klarstellen, daß die Welt nicht nur aus der EU allein bestehe. Deswegen werde Österreich eine Nachbarschaftspolitik - „das ist der Raum von Sarajewo bis Warschau“ (Mock) - betreiben, die die Annäherung der Reformstaaten an Europa fördert; vor allem gelte es, den eolitischen und ökonomischen Wiederaufbau dieser Länder zu unterstützen, und alles zu unterlassen, „das den postkommunistischen Staaten die Hoffnung nimmt“.

Er hätte allerdings nicht geglaubt, so Mock, daß die Diskussion um ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten, wie von Frankreich und Deutschland vorangetrieben, schon jetzt ausbrechen, sondern erst 1996 kommen werde. Es sei o.k., politische Kohäsion zu forcieren: „Wer bereit ist, mehr Souveränität gemeinsam zu verwalten, soll te es tun.“ Er hoffe aber, so Mock weiter, daß die Normalentwicklung mit gleichem Tempo erfolge. „Die großen Schritte sollte man gemeinsam machen.“

Der dritte Schwerpunkt wird für Mock der Versuch sein, sich in den kommenden Jahren dem ostasiatischen Raum, „einer ökonomisch stark wachsenden Zone auf dem Globus“, zuzuwenden.

Die größte Enttäuschung seiner bisherigen Amtszeit ist für Mock die „geringe Reaktionsfähigkeit und Kapazität vor allem der westlichen Länder in der Bekämpfung der Aggression und der Menschenrechtsverletzungen in Ex-Jugoslawien“.

Im ÖVP-Wahlkampf, der neben Busek auf Mock zugeschnitten erscheint, werde er sich maximal engagieren. Allerdings — so Mock — gebe es einen Spitzenkandidaten der ÖVP, der nicht ersetzt werden sollte. Dies werde er am Samstag in Linz beim ÖVP-Wahl- kampfauftakt auch deutlich kunatun. Es gehöre leider zur ÖVP-Tradition, sagte Mock, „daß man den Ersten beschuldigt, den Zweiten hochhebt; nicht aber um den Zweiten zu loben, sondern um dem Ersten zu schaden“.

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