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Vartei in Not

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Eine der vielen Ermahnungen, die Alois Mock in jüngster Zeit zugekommen sind, hat er befolgt: Er hat das Gesetz des Handelns an sich gerissen. Aber er hat anders gehandelt, als viele erwartet haben: Er will als ÖVP-Ob- mann bleiben.

Im Angesicht einer schon halb offenen Rebellion weiter Teile der Partei gehört dazu eine gute Portion Mut. Die wird man Mock’ohnehin nicht absprechen können. Es gehört dazu aber auch die Fähigkeit, unliebsame Wirklichkeiten zu verdrängen.

Das wäre einmal die eine Seite des ÖVP-Dramas, das allem Anschein nach am Donnerstag dieser Woche einem kritischen Höhepunkt entgegentreibt. Die andere Seite stellt sich in der von vielen für entwaffnend gehaltenen schlichten Frage dar: Wer denn statt Mock?

Von der steirischen OVP war einmal zu hören, man könne da an die zehn Namen aus dem Hut zaubern. Gezaubert hat sie dann keiner. Aber es gibt sie natürlich: Denn wenn eine Partei, die den Führungsanspruch im Staat erhebt, keine Alternative für die Parteiführung anbieten kann, müßte sie sowieso Bankrott anmelden.

Hier sind zehn Namen zur Bankrott-Alternative (in alphabetischer Reihenfolge): Erhard Busek, Marilies Flemming, Marga Hubinek, Thomas Klestil (warum eigentlich nicht ein weltgewandter Diplomat?), Erwin Pröll, Martin Purtscher, Helga Rabl-Stadler, Josef Rat- zenböck, Josef Riegler und Wolfgang Schüssel.

Natürlich: Gegen jede und jeden spricht einiges — aber das darf man doch wohl auch von Mock sagen. Und manche zieren sich, geben vor, nicht zu wollen, oder schlagen nicht ernstgemeinte Al- temativaltemativen vor. (Bernd Schilcher ist, bei aller Anerkennung seiner Fähigkeiten, eine solche.)

Wahr ist, daß solch Her- > umgerede und Herumgezeige die Position des Titelverteidigers stärkt und die Partei allmählich lächerlich macht. Wahr ist aber auch, daß die angeführte (von keiner OVP-Strömung inspirierte) Liste keineswegs vollständig ist. Das zur nochmaligen Bekräftigung der Aussage, daß die ÖVP nicht so desperat dasteht, wie sie sich derzeit selbst präsentiert.

Wird Alois Mock wiedergewählt, dann sind die Weichen nicht nur in der Partei, sondern auch in Österreich gestellt. Sein einziges Sinnen und Trachten ist es, die Scharte von 1986 auszuwetzen und selbst Bundeskanzler zu werden — mit Vranitzky oder mit Haider.

Gelingt der Coup, ist Alois Mock der Held der Parteigeschichte. Mißlingt er, wird sein politisches Ende unverdient peinlich sein.

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