Jahrhundertwerk abgeschlossen

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Mit dem 11. Band des "Lexikons für Theologie und Kirche" ist das Standardwerk aktueller Theologie abgeschlossen.

Ein Lexikon zu besprechen ist nicht unbedingt eine dankbare Aufgabe, erst recht nicht, wenn es sich um einen Ergänzungsband handelt. Welche Qualitäten können Nachträge, Autoren- und Gesamtregister sowie diverse Abkürzungsverzeichnisse haben, dass sich noch einmal eine eingehende Auseinandersetzung lohnt? Der Rezensent, der sich seit 1996 für die furche durch das "Lexikon für Theologie und Kirche" durchgeackert hat, wurde auch beim elften Band angenehm überrascht. Das Gesamtregister ist ein übersichtlicher Wegweiser durch alle Bände, da er auf alle Namen und Begriffe verweist, auch wenn sie keinen eigenen Eintrag haben. Das Autorenregister führt alle 4.150 Autorinnen und Autoren namentlich an und listet einzeln auf, welche der insgesamt 26.000 Artikel sie jeweils verfasst haben. Die Abkürzungsverzeichnisse zählen die Erscheinungsorte theologischer Verlage, die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, Zeitschriften, Lexika und Standardwerke, biblische und andere antike und altorientalische Literatur sowie sämtliche Frauen- und Männerorden auf und ermöglichen deren genaue Auffindung bzw. Einordnung.

Blitzlichter auf die aktuelle Situation von Kirche und Welt um die Jahrtausendwende werfen die Nachtragsartikel. Es handelt sich um Begriffe, die - aus welchen Gründen ist nicht immer einsichtig - in der ursprünglichen Konzeption nicht vorgesehen waren, wie Autarkie, Byzantinisches Reich, Hexenwahn, Konzil von Florenz oder Otto Mauer, weiters um berühmte Namen aus Theologie und Kirche, die sich besondere Verdienste erworben haben wie Schnackenburg oder Schweizer oder in den letzten Jahren verstorben sind (beispielsweise Agostino Casaroli, Helmut Erharter, Heinrich Fries, Alois Grillmaier, oder Bernhard Häring).

Die bedeutendsten Nachträge aber sind wohl jene, die zu Erscheinungsbeginn noch mehr oder weniger unbekannt waren oder inzwischen in völlig neuem Kontext stehen. Abrahamitische Religionen fordert die Ökumene der monotheistischen Religionen ein, Multireligiöse Feiern den Dialog mit allen Weltreligionen. Die Statistik gibt Auskunft über die zahlenmäßige Entwicklung der Weltbevölkerung und der Religionszugehörigkeit von 1900 - 2000. Ethik-Audits, Genderforschung, Globalisierung, Internetseelsorge, Klonieren, Patientenverfügung, Verursacherprinzip machen einmal mehr deutlich, dass sich die Theologie nicht in die Sakristei zurück ziehen darf, Die Interpretation der Bibel in der Kirche oder das Kirchenvolksbegehren markieren fruchtbare innerkirchliche Spannungen.

Obwohl das Lexikon den heutigen Stand theologischer Diskussion repräsentiert, wird es durch seine Bindung an die Tradition der katholischen Kirche, seine Weltoffenheit, seine Diskursfreudigkeit, seine Zukunftsorientierung den Menschen - nicht nur in deutschsprachigen Ländern - auf längere Zeit einen großen Dienst erweisen, wie die Herausgeber unter Federführung von Kardinal Walter Kasper formulieren. Sie dürfen zu Recht zufrieden sein mit ihrem Produkt.

LEXIKON FÜR THEOLOGIE UND KIRCHE. Band XI, Nachträge, Register, Abkürzungsverzeichnis.

Hrsg. von Walter Kasper. Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien-Rom 2001, 1010 Spalten, Ln, öS 2958,-/e 201,6

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