Keine Auswirkung auf die Dauer

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Über 10.000 Schilling stehen im Schnitt einem Studenten pro Monat zur Verfügung. Doch die Höhe des Einkommens variiert je nach Studienrichtung stark.

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Über 10.000 Schilling stehen im Schnitt einem Studenten pro Monat zur Verfügung. Doch die Höhe des Einkommens variiert je nach Studienrichtung stark.

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Das klassische Bild des Bettelstudenten gibt es schon lange nicht mehr. Studenten von heute kommen finanziell recht gut über die Runden. Der Mehrheit der Studierenden steht zwischen 3.000 und 6.000 Schilling pro Monat zur Verfügung, so das Ergebnis einer Studie des Instituts für Statistik über "Gründe und Ursachen für die lange Studienzeit in Österreich", im Auftrag der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH).

Insgesamt, berechnete eine andere Studie zur sozialen Lage der Studierenden, veröffentlicht vom Bundesministeriums für Wissenschaft, haben Studierende ein monatliches Gesamtbudget von 10.800 Schilling, davon stammen rund 4.700 Schilling von der Familie. Über 80 Prozent aller Studierenden werden in irgendeiner Form noch von der Familie unterstützt. Jeder vierte Student wohnt bei den Eltern.

Doch das Geld von den Eltern ist für die heutigen Studenten bei weitem nicht mehr die einzige Einkommensquelle. Immer mehr arbeiten neben dem Studium und bessern so die Geldbörse auf. Rund 60 Prozent aller Studierenden üben im Laufe ihres Studiums zumindest ein Semester eine Erwerbstätigkeit aus, so der ÖH-Bericht. 85 Prozent sind in den Semesterferien erwerbstätig.

Auch die Studie des Bundesministeriums kommt zu einem ähnlichen Schluß: Nur mehr ein Drittel bezeichnet sich als "Vollzeitstudierender". "Von der Vorstellung des/der ,typischen' Studierenden weicht der Großteil der Studierenden ab." Nach der Familie ist das Einkommen aus Erwerbstätigkeit bereits die höchste Einkommensquelle. Dafür werden im Schnitt zehn Stunden pro Woche aufgewendet. Erst an dritter Stelle steht die Studienbeihilfe, die nur von knapp 20 Prozent als Einkommensbestandteil angeführt wird.

Aber das Geld ist nicht der einzige Grund, warum immer mehr Studenten nebenbei jobben (siehe auch Grafik). Im Vordergrund stehen ebenfalls berufsbezogene Gründe: Erfahrungen sammeln (39 Prozent) und Verbesserung der Berufschancen (27 Prozent).

Doch Student ist nicht gleich Student. Sieht man sich die statistischen Zahlen des ÖH-Berichts genauer an, so fällt auf, daß es zwischen den einzelnen Studienrichtungen gravierende Unterschiede gibt. Eine besonders geringe Erwerbstätigkeit während des Semesters findet man bei den Studiengruppen Theologie, Medizin, Pharmazie, Montanistik, Physik, Elektrotechnik und Chemie. Die Studenten dieser Studiengruppen arbeiten in erster Linie in den Semesterferien. Viel während des Semesters arbeiten hingegen Studenten der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Publizistik.

Die unterschiedliche Erwerbstätigkeit schlägt sich auch im Budget nieder: In den höchsten Einkommenskategorien finden sich Studenten der Studiengruppen Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, Politik und Wirtschaft. Dagegen sind Studierende der Studiengruppen Mathematik, Chemie und Sport eher arm.

Aber, so die Ergebnisse des ÖH-Berichts, eine geringe Berufsintensität wirke sich nicht besonders auf die Studiendauer aus. "In vielen Studiengruppen scheint eine Erwerbstätigkeit im Ausmaß von etwa zehn Stunden pro Woche mit dem Studium verträglich zu sein. Dies trägt auch zur persönlichen Weiterbildung bei ... Kritisch ist eine Erwerbstätigkeit während des gesamten Studiums, die aus Gründen der Existenzsicherung ein relativ hohes Ausmaß an Wochenstunden in Anspruch nimmt. Noch kritischer scheint ein oftmaliger Wechsel zwischen Studien- und Berufsphasen."

Zu diesem Ergebnis kommt auch der Bericht des Bundesministeriums: "Die Erwerbstätigkeit von Studierenden ist nicht generell für die Ausbildung schädlich, da Studierende im Rahmen einer Erwerbstätigkeit eine Reihe von sozialen Kompetenzen (Schlüsselqualifikationen) erwerben, die für den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt zunehmend an Bedeutung gewinnen und über die Universität kaum vermittelt werden können."

Daß sich eine geringe Erwerbs-tätigkeit tatsächlich nicht negativ auf die Studiendauer auswirkt, läßt sich auch ablesen, wenn man die Studiendauer der einzelnen Studienrichtungen vergleicht. Im Schnitt überschreitet mehr als jeder zweite die Mindeststudienzeit um mehr als ein Semester. Bei den Studiengruppen, bei denen Studenten wenig während des Semesters dazuverdienen, etwa Elektrotechnik und Architektur, liegt dieser Anteil bei rund 80 Prozent.

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