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Osterreichs Buchproduktion und Auenhandel 1954
Die Statistik der österreichischen Buchproduktion zeigt für das Jahr 1954 einen Titelrückgang gegenüber
1953 um 9,45 Prozent. In der Deutschen Bundesrepublik (DBR) ist dagegen ein Anstieg um 3,2 Prozent festzustellen. An Werken, die im Buchhandel vertrieben werden, also nicht Dissertationen, Flugschriften, Musiknoten, Buchgemeindeerzeugnisse, sind von österreichischen Verlegern 2341 Titel gegenüber 2618 Titel des Jahres 1953 erschienen. Die Rückgänge betreffen vor allem die Sparten „Schöne Literatur“ (von 432 auf 363 Titel), „Philosophie, Psychologie“, „Jugendschrif<en“, „Geschichte, Kulturgeschichte, Volkskunde“, „Technik“. Einen Zuwachs verzeichnen die Sparten: „Naturwissenschaften“ mit 34 Prozent, „Wirtschafts-Sozialwissenschaften“ und „Schulbücher“.
Der Anteil der Neuauflagen an der Gesamtproduktion beträft 1954 16,4 Prozent, 1951 nur 11 Prozent. In der DBR jedoch 25 Prozent.
Der Anteil der aus fremden Sprachen übersetzten Werke betrug im Vorjahr 10 Prozent, in der DBR 8 Prozent, in der DDR jedoch 22,2 Prozent!
Der Außenhandel mit Druckwerken konnte 1954 einen Gesamtumsatz von S 200,153.000.— verzeichnen. Das bedeutet eine Steigerung um rund 43 Millionen Schilling gegenüber dem Jahre 1953. Den größeren Anteil an dieser Erhöhung hat die Einfuhr, die um 28 Millionen Schilling meh' als 1953 betrug, während die Ausfuhr nur um rund 15 Millionen gegenüber 195 3 erhöht werden konnte. Noch immer führte Oesterreich um S 25.233.000— mehr Druckwerke aus als ein. 1953 waren es allerdings um S 38,782.000.— mehr, so daß ein Rückgang in der E x p o r t bilanz um S 13,549.000.— zu verzeichnen ist.
Der Vergleich der Jahre 1953 und 1954 zeigt eine deutliche Tendenz der vermehrten Einfuhr. An Büchern wurden 1954 um S 15,003.000.— mehr eingeführt als 1953 und n u r um S 10,779.000.— mehr ausgeführt als 195 3 An Modezeitschriften wurde
1954 um S 1,189.000.— mehr eingeführt als 1953 und nur um S 640 000.— mehr ausgeführt. An Zeitungen und Zeitschriften wurden gar um S 29,197X100.— mehr eingeführt als 1953 und nur um S 1,533.000.— mehr ausgeführt als 1953. An Landkarten dagegen konnten um S 1,795.000.— mehr ausgeführt werden als 1953, während sich die Einfuhr nur um S 269.000.— erhöht hat. Bei Musikalien ist die Einfuhr um S 216.000.— geringer geworden, die Ausfuhr konnte dagegen gegenüber 1953 um S 44.000.— erhöht werden.
Mit Ausnahme der „Zeitungen und Zeitschriften“,die eine so außergewöhnlich hohe Einfuhrsteigerun.g aufweisen, sind alle übrigen Sparten aktiv.
Die Einfuhr an Zeitungen und Zeitschriften übersteigt dagegen die Ausfuhr um S 19,904.000.—. Das österreichische Pressewesen hat es bis nun, mit wenigen Ausnahmen, nicht verstanden, Organe von internationaler Bedeutung und weltweitem Leserkreis zu schaffen. Dieser Umstand hat freilich in der niederen Bevölkerungsziffer und dem damit verbundenen Grundstock der Finanzierung seine Ursache. Trotzdem erscheint der hohe Einfuhrüberhang an Zeitungen, und Zeitschriften darauf zu deuten, daß der Eigenbedarf durch Eigenerzeugnisse nicht gedeckt wird. Oder sollte unter der Sparte „Zeitungen“ auch die Einfuhr jener Comic-, Abenteuer- und Schmutzhefte enthalten sein, deren Bekämpfung uns so große Schwierigkeiten bereitet?
Daß aber alle übrigen österreichischen Druckerzeugnisse, insbesondere auch Bücher, einen aktiven Ausfuhrstand ergeben, ist ein sehr erfreuliches Zeichen. Dem österreichischen Verlag ist es trotz scharfer Konkurrenz der westdeutschen und schweizerischen Produktion gelungen, noch immer um 28 Millionen Schilling mehr Bücher auszuführen, als eingeführt wurden.
Wohin gehen nun die österreichischen Druckerzeugnisse, woher kommen die eingeführten? 80 Prozent des gesamten österreichischen Exports an Druckwerken nehmen die deutschsprachigen Länder auf. 96 Prozent des gesamten österreichischen Importes kommen aus ihnen.
Westdeutschland hat gegenüber 1953 entscheidend an Boden gewonnen. 1954 hat Oesterreich um rund 28 Millionen Schilling mehr bezogen als 1953, während die österreichische Ausfuhr nach Westdeutschland nur um 6,9 Millionen gesteigert werden konnte. Die Importe aus Ostdeutschland verzeichnen einen Rückgang um rund S 800.000.—, während die Exporte nach Ostdeutschland um S 2,608.000.— erhöht werden konnten. Der Export nach der Schweiz wurde um S 899.000.— gesteigert, der Import aus der Schweiz hat sich um S 680.000.— erhöht. Bemerkenswert ist, daß die österreichische Ausfuhr 1954 nach Frankreich mit S 5,989.000—, nach Italien mit S 4,044.000.—, nach Großbritannien mit S 3,024.000.— wesentlich höher liegt als 1953. Auch nach der Tschechoslowakei, nach Ungarn, nach Jugoslawien, nach Polen und nach Brasilien konnte die Ausfuhr gesteigert werden. Rückgängig ist der Export nach Mexiko, den Niederlanden, nach USA und Israel.
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