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Aus Nepal, Tibet und Bhutan

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Im Palais Liechtenstein in Feldkirch wurde eine Ausstellung mit dem Titel „Kunst und Kunsthandwerk vom Himalaya“ eröffnet. Die Exponate stammen ausnahmslos aus Vorarlberger Privatbesitz (Alfred Prinz zur Lippe-Weissenfeld, der auch die kunst- und kulturgeschichtliche Einführung im Katalog schrieb; Konsul Hans Joss; Konsul Manfred Rhomberg; Dr. med. Franz Rhomberg, Ing. Walter Thurnher) und wenn auch der Umfang nicht sehr groß ist, nämlich etwa 100 Plastiken, dazu viel Schmuck, Tapisserien, Bilder und Gebrauchsgegenstände aus dem 15. bis 19. Jahrhundert, so ist es doch erstaunlich, daß in dem kleinen Land Vorarlberg, dank der weltweiten Wirtschafts- und Kulturbeziehungen seiner Industriellen, sich solche Schätze sammeln ließen. Die Exponate waren teilweise zwar schon früher in Dornbirn zu sehen, sind jetzt aber im so repräsentativen Palais Liechtenstein geschlossen und harmonisch einem interessierten Publikum dargeboten.

Es ist müßig, eine künstlerische Beurteilung abgeben zu wollen, da es sich um Werke handelt, die im Geltungsbereich des Buddhismus aus der heiteren Gläubigkeit der Völker des Himalaya (ohne Kaschmir und Jam-mu, auch ohne das ehemalige, heuer durch Indira Gandhi seiner Unabhängigkeit beraubte Königreich Sik-kim) vor Jahrhunderten entstanden sind und ihre Gültigkeit erlangt haben. Das ist vielleicht deshalb bemerkenswert, weil zum Beispiel die von der VR China vor zwei Jahren veranstaltete Ausstellung alter chinesischer Kunst sorgsam vermied, daß sich aus den Exponaten irgend etwas ergab, was auf religiöse Bindungen des chinesischen Volkes etwa zum Buddhismus (oder welcher Religion auch immer) hätte schließen lassen. Die Feldkircher Ausstellung hingegen macht die tiefe Verbundenheit der Himalaya-Völker mit hinduistisch-buddhistischer religiöser Kultur deutlich, die in Kunstwerken von erlesener Schönheit ihren Ausdruck findet.

Noch etwas ist bemerkenswert an dieser Ausstellung: In anderen buddhistischen Ländern wie Burma oder Thailand trifft man zwar prachtvolle Pagoden mit riesigen, oft künstlerisch imponierenden Buddhas an, wobei die Khedi's gewaltige Dimensionen annehmen wie im Tempelbezirk von Nakom Pathom (Thailand), doch handelt es sich vielfach um Bauten eher jungen Datums (sehr alte Pagoden kann man freilich in Kyoto oder in Burma bewundern) und die Kleinkunst tritt weniger in Erscheinung. Die Feldkircher Ausstellung macht deutlich, wie sehr die Himalaya-Völker, besonders die Ne-war (im nepalesischen Hochland) ihre religiöse Grundhaltung in die transzendental orientierte Festtagskultur ebenso zu transponieren vermochten (und wohl auch heute noch vermögen) wie in das Kunstwerk des täglichen Lebens. Der aus Kupfer handgetriebene tibetanische Kalender, der silberne Hutschmuck eines hohen Beamten, silberne Löffelchen mit eingelegten Türkisen (Tibet), Schriftrollen (Nepal), Fenster- und Balkonverkleidungen mit Buddha-und Hindu-Gottheiten (Nepal), Wandteppiche mit Drachenmustern (Bhutan) sind hier zu nennen. Die großen Skulpturen sind durchwegs von edler Linienführung und zeugen von seelischem Gleichgewicht (etwa die Hindugöttin Sarasvati, die man stundenlang anschauen könnte, oder die vergoldete Kupfermaske des Gottes Bhairava). Fratzenhaft-dämonische Gestalten, dn Indien oder in Hinderindien so oft anzutreffen, sind kaum zu sehen, außer natürlich der Vogelgott Garuda mit menschlichgrausamen Zügen, den man in Thailand (Staatswappen) und im indonesischen Raum so oft antrifft.

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