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Dünne Auftragsdeck

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Nachdem erst vor wenigen Wochen die Swarovski-Werke in Wattens wegen Absatzschwierigkeiten eine zweite Entlassungswelle einleiten mußten, hat nun auch die Textil-AG Landeck Kurzarbeit eingeführt und Entlassungen verfügt. Der Grund: die Monatsproduktion ist von 240 Tonnen auf 100 Tonnen textiler Halbfertigware herabgesunken und im Februar hatte man mit 18 Tonnen ein absolutes Tief erreicht. Vorerst sind von den Entlassungen erst 20 Gastarbeiter betroffen, bei weiterer Verschlechterung der Lage muß mit dem Abbau von weiteren 60 Arbeitern, darunter auch heimischen Kräften, gerechnet werden. Alle Hoffnungen klammern sich daher an einen Rußlandauftrag, der im Falle eines positiven Abschlusses im Herbst zum Tragen kommen würde. Auch ein anderes Unternehmen der Oberinntaler Bezirksstadt Landeck ist in konjunkturbedingte Schwierigkeiten geraten. Das Stahlbau- und Kunststoffwerk Krismer mußte bereits im vergangenen halben Jahr seinen Beschäftigtenstand von 217 auf 172 reduzieren und sieht sich nun gezwungen, weitere 35 Mitarbeiter (7 Angestellte und 20 Arbeiter) sowie die letzten noch im Betrieb befindlichen 8 Gastarbeiter freizustellen.

Die allgemeine Konjunkturab-schwächung ist in fast allen Branchen der Tiroler Wirtschaft spürbar. Auch die Textilbetriebe in Telfs melden bedeutende Auftragsrückgänge.

Trotzdem ist die Arbeitslosenrate mit 3,3 Prozent in Tirol relativ gering. Daran hat die Bauwirtschaft mit 38 Prozent den höchsten Anteil, 18 Prozent sind in Industrie und Gewerbe zu verzeichnen und der Rest verteilt sich vornehmlich auf die Land- und Forstwirtschaft und — saisonbedingt — auf den Fremdenverkehr. Die Bauwirtschaft und das Baunebengewerbe sind eigentlich von der Verminderung der Auftragslage am stärksten betroffen. Besonders im Bereich der Klein- und Mittelbetriebe wird die Auftragsdecke immer dünner, sofern sie nicht überhaupt schon gerissen ist. Diese Entwicklung wurde bisher in der Gesamtschau durch einige Großbaustellen verschleiert, die nur wenigen Unternehmen zugute kommen. Die Situation auf dem Bausektor ist jedenfalls so gravierend, daß kürzlich eine Delegation der Tiroler Handelskammer bei Landeshauptmann Wallnöfor vorsprach, um stützende Maßnahmen von Seiten des Landes zu erwirken. Die neuesten Prognosen internationaler Wirtschaftsexperten über ein Minimum an Wachstum scheinen — von Tirol aus gesehen — jedenfalls zutreffender zu sein als die optimistischen Besänftigungskommentare der Bundesregierung.

Zweifellos wird die Konjunkturproblematik bei den kommenden Landtagswahlen in Tirol von großer Bedeutung sein.

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