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Eine Woche Weltpolitik

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• Das polnische KP-Regime ist

weit davon entfernt, die innenpolitische Krise einer Lösung zuzuführen - seit vergangener Woche weiter denn je: Zwar hatte am 24. 10. das Warschauer Woi-' wodsch a ft sger icht nach mehrwöchigem Tauziehen den unabhängigen Gewerkschaftsverband „Solidarität" als juristische Körperschaft zugelassen, jedoch nachträglich zwei Einfügungen in den Satzungsentwurf der Gewerkschaft eigenmächtig vorgenommen. Demnach muß die unabhängige Gewerkschaft die führende Rolle der Kommunistischen Partei in Polen ausdrücklich anerkennen, was Gewerkschaftsführer Lech Walesa und ein Großteil der Arbeiter aber rundweg ablehnen. Walesa kündigte Einspruch beim obersten polnischen Gericht an, eine Vielzahl von Werktätigen sieht sogar nur in einem neuen Massenstreik eine geeignete Gegenmaßnahme.

• Die Freilassung der 52 amerikanischen Geiseln, die sich nun schon fast ein Jahr in der Gewalt von revolutionären islamischen „Studenten" im Iran befinden, stehe unmittelbar bevor, meldete am 25. 10. die US-Fernsehgesellschaft NBC. Doch die NBC-Journalisten ebenso wie viele ihrer Berufskollegen in der ganzen Welt, die die Spekulationen über eine baldige Freilassung der Geiseln mitschürten, machten ihre Rechnung ohne den Wirt: Wohl beschäftigte sich das iranische Parlament bei Sitzungen sowohl am 26. wie am 27. 10. mit dem Geiselproblem, vertagte dann aber die Beratungen jedes Mal. Allzuviel Bereitschaft, die Geiselfrage endlich zu lösen, zeigten die politisierenden Mullahs damit jedenfalls nicht. Selbst wenn US-Präsident Jimmy Carter sich von ihnen eine entscheidende Wahlkampfhilfe erwartet haben dürfte ...

• Vom Krieg am Golf zwischen Irak und Iran konnten sich die Beobachter auch vergangene Woche kein klares Bild machen. Seit dieser Krieg ausgebrochen ist, verbreiten die irakische und die persische Nachrichtenagentur, INA und PARS, einander widersprechende und stets stark propagandistisch gefärbte Frontberichte. Am 24. 10. meldete Radio Bagdad die Eroberung der seit Tagen hart umkämpften iranischen Hafenstadt Khorramshar (zum wievielten Mal schon?), während Teheran die Einnahme der Stadt heftig bestritt und erklärte, die Stadt befinde sich weiterhin unter Kontrolle der iranischen Streitkräfte. Sicher scheint jedoch, was auch PARS indirekt bestätigte, daß sowohl Abadan als auch Khorramshar von den irakischen Truppen vollkommen umzingelt sind.

• Akhtiar Mohammed Paktia-al, Afghanistans Chefdelegierter bei der UNESCO-Konferenz in Belgrad, sorgte am 25.10. anläßlich der Debatte über eine Medien-Resolution für einen Knalleffekt: In einer leidenschaftlichen Wortmeldung klagte der afghanische Diplomat die Sowjets an: „Afghanistan will Freundschaft mit der Sowjetunion, aber unglücklicherweise verletzen die Sowjets die Menschenrechte, töten uns, und überall im Land herrschen Unterdrückung und Verfolgung . . ." Nach seiner Rede reiste Paktiaval in die Bundesrepublik weiter.

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