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Einen Fonds für den Denkmalschutz
Die Kirche werde Schritte zur Rettung österreichischen Kulturgutes unternehmen, kündigte Abt Clemens Lashofer von Göttweig, der Sprecher der Orden in Denkmalschutzfragen, vor Journalisten an. Gedacht sei an die Einrichtung eines Denkmalschutzfonds, von dem aus Gelder für die Restaurierung von Denkmälern jn Form von Krediten vergeben werden könnten. Bereits im November 1978 hätten Gespräche mit Finanzminister Hannes Androsch über die Schaffung dieses Fonds stattgefunden, sie müßten nun fortgesetzt werden.
Im Vorjahr haben die Äbte Österreichs in einem Memorandum an die staatlichen Stellen appelliert, mehr Mittel als bisher für den Denkmalschutz zur Verfügung zu stellen. „Dieses Memorandum hat erste Erfolge gebracht“, erklärte der Abt. „Die -Mittel des Bundes wurden von 46 Mülionen Schilling für 1978 auf heuer 65 Millionen aufgestockt. Der Finanzminister hat weitere Erhöhungen zugesagt.“
In Österreich gibt es rund 40.000 Denkmalobjekte, darunter 2700 Pfarrkirchen und fast 400 Stifte und Klöster (rund ein Drittel davon allein in Niederösterreich). Mehr als die Hälfte der Kulturgüter stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die letzte gründliche bautechnische Instandsetzung der meisten dieser Objekte liegt 70 bis 80 Jahre zurück. Nach Meinung von Denkmalschutzexperten ist heute ein Punkt erreicht, wo viele Denkmäler nur noch durch kostspielige Erneuerungs- und Sicherungsarbeiten gerettet werden können. Dächer, Dachstühle, Fassaden, Freiplastiken, Bildstöcke und Pestsäulen speziell aus der Barockzeit sind meist in ihrer Substanz weitgehend verbraucht. Das eigentliche Problem ist die Tatsache, daß die Ermüdungserscheinungen am Material aus der Barockzeit schubartig und fast gleichzeitig überall auftreten.
Welche Dimensionen die Restaurierungsarbeiten angenommen haben, wurde den Journalisten in Melk demonstriert. Das Stift, ein Barockjuwel von internationalem Rang, wird seit 1977 generalsaniert. Die Kosten für die Erneuerung der Kirche, des Innenhofs und der Westfassade belaufen sich auf 90 Millionen Schilling, von denen bisher 13 Millionen verbaut wurden.
Wie der Abt des Stiftes Melk, Burkhard Ellegast, feststellte, werden die Restaurierungsarbeiten sechs bis sieben Jahre dauern; fertiggestellt ist jetzt schon die Außenfassade der Kirche. Eine erste Teilprä-
sentation des erneuerten Stiftes soll 1980 gemeinsam mit der Ausstellung „Josef IL, Mitregent Maria Theresias“ erfolgen. Bis dahin werden das Presbyterium, die Kuppel der Kirche und die Westfassade fertiggestellt sein.
„Mit sieben Millionen Schilling wurde uns von Bund und Land die dringend notwendige Starthilfe gegeben“, erklärte Abt Ellegast. „Soll jedoch Melk nicht jahrelang eine Baustelle bleiben, sind wir auch auf private Spenden dringend angewiesen.“ Die Kirche, in deren Besitz sich zwei Drittel aller Denkmäler Österreichs befinden, ist mit Aufwendungen von fast einer halben Milliarde Schilling jährlich für die Erhaltung ihrer Bauten an der Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit angelangt.
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