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Energie-ABC-Schüler

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Beim Stichwort „Energie” sträubt sich bei mir normalerweise die Feder: Ich will nicht glauben, daß sich unser Leben nur noch um Energie dreht. Sollte ich je geglaubt haben, daß zum Thema „Energie” ohnehin schon alles gesagt worden ist -und das Hunderte Male - und zumindest die wichtigsten Zusammenhänge mittlerweile breiten Bevölkerungskreisen klar sein müßten - seit einer Diskussion auf der Wirtschaftsuniversität über Österreichs Energiezukunft weiß ich mit Sicherheit, daß auch bei einem engagierten und um Information bemühten Publikum das Gegenteil der Fall ist.

Ich kann nur vermuten, daß die Penetranz der Energiediskussion und das entstandene Informationstohuwabohu schuld daran sind. Wie sonst soll ich mir erklären, daß auch heute noch Studenten der Wirtschafts-

Wissenschaften aus dem Umstand, daß Österreich per Saldo ein Stromexporteur ist, den falschen Schluß ziehen, daß wir ein Stromüberschußland sind? Der Zusammenhang zwischen Grundlast und Spitzenstrom, die unterschiedliche Funktion von Speicher- und Laufkraftwerken, die tages- und jahreszeitlichen Verbrauchsschwankungen, die Erkenntnis, daß Strom nicht gleich Strom ist, müßten doch Für dieses Publikum energiepolitisches ABC sein.

Detto, daß man aus dem Umstand, daß Österreichs Wasserkräfte „erst” zu rund 60 Prozent ausgebaut sind, nicht schließen kann, daß wir über ungeheure Energiereserven verfügen. Was elektrizitätswirtschaftlich als „ausbaufähig” klassifiziert wird, kann erstens beim derzeitigen Preisniveau noch unrentabel sein, muß zweitens nicht unbedingt eine Abhilfe für die aktuellen Versorgungsprobleme bringen (ganz abgesehen vom Planungshorizont bis zu 10 Jahren) und kann drittens vom Standpunkt der Umwelterhaltung absolut abzulehnen sein.

Nicht überraschend war Für mich, daß die Energiesparer beliebter als die Energieerzeuger sind. Uberraschend hingegen, wie wenig noch bewußt ist, daß eine wesentliche Verbesserung der Effizienz des Energieeinsatzes nur bei gleichzeitiger Einschränkung der persönlichen Wahlmöglichkeiten erreicht werden kann. Mit Anreizen allein - seien sie steuerlicher oder anderer Natur - wird man den konsequenten Einsatz der jeweils effizientesten Energiequelle wohl nie erreichen können, weil die effizienteste Energieverwendung nicht unbedingt auch die bequemste ist. Die konsequente Umstellung der Heizungen auf Fernwärme beispielsweise - mit der der Wirkungsgrad des Energieeinsatzes im Heizungsbereich annähernd verdoppelt werden könnte (!) -wird wohl nicht ohne den gesetzlichen Anschlußzwang durchsetzbar sein.

Zu diesem „Fortgeschrittenenthema” können wir freilich erst kommen, wenn wir einmal die Phase des Energieanalphabetentums verlassen haben.

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