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Christsein — keine Privatangelegenheit
Zu den diesjährigen „St. George- ner Gesprächen“ lud der Kärntner Bischof Egon Kapellan seinen Amtskollegen Walter Kasper, seit fünf Jahren Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, ein. Vergangene Woche widmete sich Kasper vier Tage lang dem Thema „Jesus Christus - Heil der Welt“ und ging dabei auch speziell auf den Zusammenhang „Jesus Christus und die Politik“ ein.
Ausgehend von der Eschatologie, der christlichen Hoffnung auf dieendgültige Ankunft Jesu Christi, bieten sich nach Kasper, der 25 Jahre Professor für Dogmatik in Münster und Tübingen war, dem Christen zwei Chancen im Umgang mit Welt und Politik: Zum einen macht das eschatologische Denken die Vorläufigkeit der Gegenwart bewußt, bewahrt vor Ideologien und Verabsolutierung von Partei, Volk oder Rasse, verhindert, „daß Bäume in den Himmel wachsen“.
Die Hoffnung auf die Wiederkehr und das Weltgericht müßten die Christen zum anderen auch vor einem Abdriften „in die Konsum- und Genußgesellschaft bewahren, ebenso vor dem Unschuldswahn, der Nachtseite unserer Gesellschaft, denn später muß jeder Rechenschaft ablegen“.
BERUFUNG ZUR POLITIK
Für Kasper sind besonders Christen berufen, Politik zu machen, denn „Christ-Sein ist nicht eine private Angelegenheit, sondern beinhaltet die Aufgabe, sich für die Einhaltung der Menschenrechte, Frieden, Toleranz gegenüber Fremden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen“. Mit seiner offenen und Optimismus ausstrahlenden Art verkörpert er selbst seine Vorstellung vom Christentum: „Dieses muß Hoffnung geben und Mut machen.“ Ebenso wie es „Engagement und Solidarität fordert“.
Den rund 170 Tagungsteilnehmern, es waren auch Slowaken, Slowenen und Südtiroler dabei, Priesterseminaristen, Pfarrer und religiös Interessierte, gibt er zu verstehen: „Als einzelner bin ich erst vollendet, wenn alle rund um mich vollendet sind. Und in der Nächstenliebe konkretisiert sich die Gottesliebe.“
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