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Informationsfeldzug für Serbien

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Im Zweiten Weltkrieg hat die Aufklärung durch Radio und Flugblätter eine wesentliche Rolle gespielt. Die von objektiven Informationen streng abgeschotteten Gebiete des Nationalsozialismus erhielten durch eigene hochqualifizierte Abteilungen des BBC London, aber auch durch andere Sender der Alliierten, durch abgeworfene und eingeschmuggelte Flugblätter wichtige Nachrichten über die wahre politische und militärische Situation.

Wenn man heute vernimmt, daß sich die Serben - und zwar auch zahlreiche Intellektuelle unter ihnen - als Opfer nicht nur der Kroaten und Bosnier, sondern auch des Westens, fühlen, weil sie angeblich von diesem Westen im Stich gelassen werden, so sollte man an die psychologische Wirkung einer solchen künstlichen Abgeschlossenheit im Zweiten Weltkrieg denken: Die täglich trommelnde einseitige Propaganda Hitlers (innerhalb der Isolierung von ausländischen Massenmedien) konnte mit viel Erfolg der eigenen Bevölkerung einreden, daß Nazideutschland das Opfer der Aggressionen Englands, Frankreichs, der USA und der Sowjetunion gewesen sei.

Späteren Generationen erscheint eine solche Verdrehung der Wahrheit kaum glaubhaft. Das Anhören ausländischer Radiostationen wurde damals mit sofortiger Verhaftung bestraft.

In Belgrad ist die Isolation keineswegs derart total, und vor allem für den Empfang ausländischer Radioprogramme stehen in fast jedem Haushalt taugliche Geräte zur Verfügung, was zwischen 1939 und 1945 keineswegs der Fall war. Wie wir wissen, wird in vielen der mit Radio und sogar TV-Apparat von Serbien aus erreichbaren demokratischen Ländern reichlich objektive und vielseitige Information gegeben - nur scheint sie in „Restjugoslawien-nicht zu überzeugen.

Bevor die UNO an ein militärisches Eingreifen denkt, hätte man über einen wirksamen, überzeugenden und unblutigen Informationsfeldzug nachdenken sollen. Heute gibt es ganz andere technische Methoden als im Zweiten Weltkrieg. Einer intelligenten Nachrichtenoffensive, die auf die speziellen Defizite der Serben eingestellt ist, stehen enorme Möglichkeiten der elektronischen Vermittlung zur Verfügung. Könnte man nicht die Versprechungen, die Verdrehungen und Phrasen von Slobodan Milosevic mit seinen späteren Taten und der Realität intelligent und auf Dauer konfrontieren?

In BBC wurden einst die bombastischen Reden Hitlers den tatsächlichen Vorgängen gegenübergestellt. Nicht gezielt auf die Defizite der Serben -und wohl auch Kroaten und Bosnier - mit den Möglichkeiten der Massenmedien in deren eigener Sprache einzugehen, darin liegt ein gewaltiges Defizit der UNO.

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