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Neue Wege der Friedensarbeit
„Für uns ist es sehr wichtig, Leute aus Westeuropa zu treffen, denn jahrelang waren die Grenzen geschlossen, und wir konnten keinen persönlichen Kontakt mit jungen Leuten aus Westeuropa haben." So erzählten Alice und Vaclav Hampl aus Prag beim Abschlußtreffen der „Pax-Christi-Route" 1991, das vom 6. bis 8. August in Linz stattfand. Zusammen mit etwa 170 jungen Leuten aus 17 verschiedenen Ländern hatten sie sich eine Woche lang auf mehreren Routen dem Ziel der Sternwanderung, Linz, genähert. Ausgangspunkte dabei waren Orte und Städte in den Nachbarländern Österreichs.
Rund zwei Tage hatten die Teilnehmer nun Gelegenheit, ihre Erfahrungen auszutauschen. Das Motto der Route, „Grenzerfahrung", wurde unterstrichen durch einen Besuch im ehemaligen KZ in Mauthausen. Die Erschütterung unterden jungen Menschen war groß und erinnerte so manchen an die Geschichte seines eigenen Landes, so zum Beispiel eine Rumänin an das Ceausescu-Regime. Ohnmacht und „das Gefühl, nichts tun zu können", lösten die Frage aus, was die Teilnehmer von dieser Route in ihre Heimatländer mitnehmen können.
Eigene Wege suchen
Meinrad Schneckenleitner und Markus Pühringer, welche die organisatorische Leitung inne hatten, sahen im,.Kontakte ausbauen" eine der Hauptintentionen der Sternwanderung. Was sich dann de facto auch erfüllte, wie einige Teilnehmer aus Osteuropa berichten: „Ich bin froK, daß ich jetzt von Pax Christi gehört habe und werde den Leuten daheim davon erzählen", meinte Edit Csontos aus Ungarn. Interessant auch die Gedanken eines jungen Slowenen, der aus einer spürbaren Betroffenheit über die Ereignisse in seinem Land heraus aktiv werden will. Jani Loysin sagt: „Ich denke, daß auch die Slowenen Friedensarbeit brauchen und ich möchte in einer Gruppe mitarbeiten; bei uns ist jedoch alles erst im Anfangsstadium."
Daß in Europa die Fäden in Zukunft dichter gewoben werden, merkte man nicht nur bei dem großen Abschlußfest, wo Gruppentänze, gemeinsame Lieder und Sketche ein Gefühl von Verbundenheit und Einheit bewirkten. Auch durch die abschließende Messe, die mehrsprachig gefeiert wurde, wurde ein wichtiger Akzent gesetzt für eine weitere europaweite Friedensarbeit. Weihbischof Florian Kuntner, Vorsitzender von Pax Christi Osterreich, betonte in seiner Predigt, daß man aus der persönlichen religiösen Erfahrung heraus in die Öffentlichkeit gehen sollte und so die Strukturen verändern könnte.
Auch von offizieller Seite der Stadt Linz wurde bei einem Empfang von Landesrat Josef Pühringer ein Gruß überbracht.
Das Treffen lieferte wohl für alle Teilnehmer wertvolle Impulse. Dem jungen Ehepaar Hampl aus Prag war aber auch klar, daß sie „eigene Wege finden müßten, um Grenzen zu überschreiten."
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