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Bringt Klima den Wechsel?

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Unbestritten hat Franz Vranitzky sich große Verdienste um die Republik erworben. Eine Ära geht für Österreich zu Ende, die von Stabilität und wachsender Prosperität gekennzeichnet war. Doch die Modernisierung Österreichs bleibt seinem Nachfolger überlassen. Vranitzky übergibt keine Ernte, Entscheidungen waren nicht seine Stärke.

Die große Koalition unter seiner Führung hat Versäumnisse in essentiellen Zukunftsfragen dieses Landes zu verantworten. Österreichs Bolle im neuen Europa ist weiter Undefiniert, wohlerworbene Rechte verhindern nach wie vor die längst nötige Umgestaltung des Sozialstaates, noch immer hat sich Österreich nicht wirklich zu mutigen Investitionen in Forschung und Entwicklung entschließen können, und die Medienlandschaft wird immer noch dominiert von schäbigen monolithischen Blöcken. Die politische Entscheidungsstruktur und die damit einhergehenden österreichischen Kammer-Kuriositäten entsprechen im großen und ganzen denjenigen der sechziger Jahre.

Vranitzky hinterläßt sein Erbe geordnet; aber mangels zeitgerechter Entscheidungen fast konkursreif. Diese Entscheidungen zu treffen, wird Sache seines Nachfolgers.

Es gibt wohlbegründete Meinungen, die angesichts dieser Agenda berechtigte Zweifel anmelden, es gibt aber auch die in diesen Minuten gebotene Höflichkeit, niemanden nur danach zu bewerten, was er bisher geleistet hat. Österreichs Weg ins 21. Jahrhundert ist alles andere als geebnet. Dem Neuen muß die Latte hoch gelegt werden, denn der Standort Österreich steht auf dem Spiel und verlangt mehr als die Erfüllung eines von der ÖVP diktierten Konso-lidierungsprogramms und mehr als die formelle Abwicklung eines Bankendeals. Auf dem Spiel steht auch das Vertrauen der Bevölkerung, das bisher auch deswegen strapaziert wurde, weil berechtigte Ängste und Sorgen der Menschen moderiert und nicht beantwortet wurden.

Klima wird daran gemessen werden, ob er Österreich erneuerungsfähig macht und ein stimmiges Bild des Landes vermittelt, das neue Perspektiven eröffnet.

Der Autor ist

Mitarbeiter des Wiener Kulturstadtrates.

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