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Zwischen Klischee und Wirklichkeit

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Skandale „Made in Au-stria“ sorgen weltweit für Schlagzeilen in den Medien. Eine Untersuchung des Gallup-Instituts beschäftigt sich mit dem Image Österreichs.

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Skandale „Made in Au-stria“ sorgen weltweit für Schlagzeilen in den Medien. Eine Untersuchung des Gallup-Instituts beschäftigt sich mit dem Image Österreichs.

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Für den Zeitraum 1985 und 1986 läßt sich im Vergleich zu den Vorjahren eine signifikante Steigerung von Österreich-Artikeln in der bundesdeutschen und amerikanischen Presse nachweisen. Noch deutlicher wird diese Steigerung in den ersten vier Monaten des Jahres 1986.

In den untersuchten Medien zeigt sich mit großer Deutlichkeit, daß der zentrale thematische Schwerpunkt 1985 auf den Skandalen lag. Mehr als die Hälfte aller Artikel aus den untersuchten Medien der Bundesrepublik Deutschland und nahezu zwei Drittel aller vergleichbaren ame-

rikanischen Publikationen bezogen sich auf den Weinskandal, die Reder-Affäre, das VOEST-Defi-zit und einzelne Personaldiskussionen.

Sowohl was die Berichterstattung des Jahres 1985 als auch die der Monate Jänner bis Aprü 1986 betrifft, kann festgestellt werden, daß Österreich im Vergleich zu den Vorjahren eine extrem hohe mediale Aufmerksamkeit zukam, die überwiegend durch eine negative Bewertung Österreichs gekennzeichnet war. Nur etwa jede achte Publikation enthielt eine positive Stellungnahme zu Österreich. ^

Die österreichischen Handelsdelegierten bestätigten in den Berichten aus ihren Gastländern die Befunde der Inhaltsanalyse weitgehend.

Sowohl in der BRD als auch in den Vereinigten Staaten Amerikas und Kanada wurde die Berichterstattung in den Medien als besonders ausführlich und eher österreichfeindlich, zumindest aber überwiegend kritisch erlebt, wobei in Amerika der Weinskandal im Vordergrund der Berichterstattung lag, in der BRD der Weinskandal, die VOEST-Krise und die Reder-Affäre.

Interessant ist, daß in den übrigen Ländern, z. B. im Fernen Osten, allenfalls der Weinskandal prägnant in die öf f entlichkeit gebracht wurde, während über die anderen Vorkommnisse kaum geschrieben wurde.

Nach Ansicht dieser Experten hat sich das Österreich-Image insgesamt gesehen deutlich, in der BRD, der Schweiz und den USA dramatisch verschlechtert. Geringere Auswirkungen waren im Fernen Osten und vor allem in Osteuropa zu erkennen.

Auswirkungen werden in erster Linie im allgemeinen Vertrauensschwund, im Prestige- und Sympathieverlust, in Zweifeln an der

Seriosität und Verstärkungen im Bereich korrupt, unzuverlässig, schlampig gesehen. Die Rolle Österreichs als Vorbilds- und Musterland ist damit aus der Sicht unserer Repräsentanten im Ausland gefährdet.

Das Image Österreichs in den acht untersuchten Ländern ist durch Stabilität und Klischeevorstellungen geprägt. Die aktuelle Präsenz unseres Landes bei den europäischen Befragten ist nur in den Ländern Schweiz, BRD und Holland vergleichsweise hoch. In Italien, Belgien, Frankreich und Großbritannien gehört öster-

reich jedoch zu den eher nicht aktuellen Ländern. Es wird über die Frage: „Wenn Sie an Europa denken: welche Länder außer Ihrem eigenen fallen Ihnen da ein?“ mit deutlichem Abstand hinter Frankreich, der BRD, Großbritannien, der Schweiz, Spanien und Belgien gereiht. In den Vereinigten Staaten nennen auf die entsprechende Frage 8% Österreich.

Der direkte Vergleich zwischen Österreich, der Schweiz und der BRD zeigt in allen acht Vergleichsgruppen ein ähnliches Bild: Österreich ist ein Urlaubsland, das sowohl für Winter- als auch für Sommerurlaube zu empfehlen ist.

Hohe Attraktivität besitzt Österreich in bezug auf sein kulturelles Angebot und die historischen Bauten und Denkmäler. Unbestritten ist darüber hinaus die schöne Landschaft; eine Zuordnung, die Österreich allerdings bei den Italienern, Amerikanern und Belgiern mit der Schweiz teilt.

Bei der Beurteilung der Bevölkerung dieser Länder werden die Österreicher einheitlich als romantisch, charmant, musikalisch und freundlich beschrieben.

In Dimensionen, die mit Effizienz und ethischem Bewußtsein zu tun haben, werden jedoch beachtliche Schwächen deutlich.

Man hält die Österreicher im Vergleich zu den Deutschen und Schweizern für eher unzuverlässige Handelspartner und für nicht besonders fleißig. Auch in bezug auf die Vertrauenswürdigkeit rangieren sie deutlich hinter diesen Vergleichsländern.

Es scheinen dies jedoch Dimensionen zu sein, die fest im stereotypen Vorstellungsbild Österreichs verankert sind und die nicht primär durch die Skandale beeinflußt wurden. Läßt man nämlich einstufen, welches der drei Länder: Bundesrepublik Deutschland, Schweiz, Österreich das skandalträchtigste sei, so gut eindeutig Deutschland als das Land mit den meisten Skandalen und der vergleichsweise korruptesten Bevölkerung.

Immerhin sind aber etwa 60% aller Befragten der Meinung, daß man diese Behauptung der Skan-dalträchtigkeit und Korruption für keines der drei Länder aufrechterhalten könne.

Der Autor ist Univ.-Dozent für Kommunikationswissenschaft und Geschäftsführer des Galiup-Instituts in Wien.

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