Joseph Kardinal Ratzinger ließ sich am 27. Oktober dieses Jahres dazu bewegen, von der Generallinie, Vortragsveranstaltungen nicht mehr anzunehmen, die nicht direkt seinen Amtspflichten zugehören, abzuweichen und kam noch einmal in den Raum Münster, um an einer qualifizierten wissenschaftlichen Disputation zu Ehren des 70jährigen Theologen Johann Baptist Metz teilzunehmen und so noch einmal den Dialog mit seinem ehemaligen Kollegen aufzunehmen.Die Idee zu dieser - wie die Veranstalter hofften - konfliktträchtigen Tagung stammte vom Freundes- und Schülerkreis J. B. Metzs. Der würdige Ort
Johann Baptist Metz hat vieles beeinflußt: das jüdisch-christliche Gespräch, die feministische Befreiungstheorie und eine christliche Theologie nach Auschwitz.
Wie heute erziehen? Diese Frage stellen sich viele Eltern in einer
Gesellschaft, die sich nicht auf gemeinsame Werte einigt. Im
folgenden eine Ermutigung.
Der polnische Philosoph Leszek Kolakowski, geboren 1927 in Radom, konfrontiert mit der ihm eigenen Energie analytischen Denkens sich selbst und den Zuhörer oder Leser mit den Fragen, die den menschlichen Geist nie zur Ruhe kommen lassen.Er begann als Eiferer. Der junge Student, der nach dem Krieg in der Lodzer Universität Furore machte, ehe er sich 1953 bei Adam Schaff in Warschau habilitierte, war nicht nur ein philosophisches Wunderkind — es wäre damals auch schwer gefallen, ihn von einem orthodoxen Marxisten zu unterscheiden. Kolakowskis Eltern waren Linksintellektuelle und Freidenker.
Eugen Biser, Theologe und Religionsphilosoph in München, erhält dieser Tage den Romano Guardini Preis 1997 verliehen. Eine philosophisch-theologische Annäherung.
Zum Kongreß der Europäischen Gesellschaft für Theologie Ende August in Freising (Thema: „Gott - ein Fremder in unserem Haus?”) kamen auch Gäste aus Übersee. Die teilnehmenden Frauen waren sich einig: Der nur von Männern gepredigte Gott ist uns fremd!
Die Krise der Religion, das Ringen von Christen in Ost und West um den Aufbau des gemeinsamen Hauses Europa, die Spannungen in der Kirche um Zentralismus und Communio-Ekklesiologie - wenn derzeit Theologen tagen, ist an spannenden Themen kein Mangel.
Auf einer offenen, anonymen Postkarte bekam Heinrich Fries vor kurzem zu lesen: „Der Fries ist immer bei den Verderbem der heiligen katholischen Kirche. Sein Freund Karl Rahner, der Kirchenbastler, wurde schon zur Rechenschaft geholt. Herr, befreie uns von diesen hochmütigen Theologen. Weh euch, ihr Schriftgelehrten. Es lebe der Papst." Im weiteren wurde Fries ein baldiger Tod gewünscht, damit die Kirche und der Papst vor solchen Theologen Ruhe haben.Heinrich Fries lebt noch immer und wird am 31. Dezember 1991 achtzig Jahre alt.Fragt man sich, wo die vielfältigen Bemühungen der
In diesem Jahr erscheint sie im 25. Jahrgang in acht verschie- denen Sprachgebieten und zählt 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedensten Fachrichtun- gen zu ihren festen Autoren: die in- ternationale Theologenzeitschrift „Concilium". 1970 nach Vollendung ihres ersten Lustrums wurde von der Stiftung „Concilium" zu einem theologischen Kongreß nach Brüs- sel eingeladen. Im Jubiläumsjahr 1990 schien es die Zeitlage erneut zu fordern, einen theologischen Kongreß (9. bis 13. September) einzuberufen. Denn inzwischen haben sich weiterhin tiefgreifende Veränderungen im
Von einem Vordenker des Marxismus in den fünfziger Jahren wandelte sich der Pole Kolakowski zu einem der vehementesten Kritiker und Apostaten dieser. Denkrichtung.
Frieden gründet auf Verantwortung. Uber das „Prinzip Verantwortung“ hat in jüngster Zeit niemand so intensiv nachgedacht wie der deutsch-amerikanische Philosoph Hans Jonas. Angesichts äußerster Gefährdungen der Menschheit unternimmt er das Wagnis äußerster Besinnung: Sein Ziel ist eine Ethik, der es nicht nur um das physische Uberleben, sondern um die Unversehrtheit des Menschen geht.Mit Hans Jonas empfängt nach Ernst Bloch 1967 und Leszek Ko-lakowski 1977 wieder ein Philosoph diese alljährlich zur Frankfurter Buchmesse verliehene international hoch angesehene Auszeichnung.Hans
Britische Premierminister beriefen sich auf ihn ebenso wie der deutsche Ex- Kanzler Helmut Schmidt. Der Philosoph Karl Popper ist schon zu Lebzeiten eine Legende.
Ende 1979 entzog der Vatikan Hans Küng die kirchliche Lehrbefugnis (FURCHE 1/1980). Der Tübinger Theologe legt demnächst das neueste Ergebnis seiner Arbeit vor.
In Kassel wurde am 25. Dezember 1886 Franz Rosenzweig geboren, im Dezember 1986 erörterten hier Gelehrte aus mehreren Ländern das Werk des jüdischen Denkers.
Gibt es gottlose Religiosität, gottlose Moral? Welche Folgen hat ein Verzicht auf Gott in Bildung und Erziehung, in der Wissenschaft? Was vermittelt eine „höhere” Art der Erfahrung ohne Gott?
Der etwas reißerische Titel des Salzburger Symposions, ,J3ie Lust am Untergang", traf genau jenes Syndrom negativer Befindlichkeiten, bestehend aus Angst, Pessimismus, Resignation, No-Future-Stimmung, und zuweilen geradezu lustvoll ausgekosteten Weltuntergangserwartungen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Vielleicht werden einmal die achtziger Jahre als das Jahrzehnt der großen Ängste in die Geschichte eingehen.Je länger man darüber diskutierte, desto deutlicher stellte sich heraus, daß unseren Ängsten eine fundamentale Sinn- und Wertkrise zugrunde liegt, auf die die bloße
Die Salzburger Hochschulwochen 1983 stellten sich dem brennendsten Jahresproblem: Frieden. Das Generalthema wies auch den Generaltenor aus: Freiheit - Gerechtigkeit - Friede.
Der polnische Philosoph Leszek Kolakowski, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (1977), ruird am Montag, 21. Februar, im Zeremoniensaal der Wiener Hofburg als Gast des „prowien"-Clubs sprechen.„Falls es keinen Gott gibt" hat der polnische Philosoph Leszek Kolakowski in Anlehnung an das bekannte Dostojewski-Wort sein neuestes Buch betitelt. Der Titel erfüllt nicht ganz jene Erwartungen, die er zunächst erweckt. Denn worum es dem Autor geht, sind nicht oder doch nicht in erster Linie die Konsequenzen einer endgültig gottlos gewordenen Welt.Im Mittelpunkt der Erörterungen
Das diesjährige Alpbacher Generalthema „Erkenntnis und Gestaltung der Wirklichkeit" ist ein Thema, das im Laufe der Geschichte des Denkens immer wieder in vielen Abwandlungen aufgetreten ist, zuletzt vor allem im Zeichen des von der studentischen Protestbewegung getragenen Neomarxismus in den sechziger und siebziger Jahren als Problem des Verhältnisses von Theorie und Praxis.Dieser Feststellung des wissenschaftlichen Leiters des Europäischen Forums, Hans Albert, ist ebenso zuzustimmen, wie seiner Vermutung, daß die öffentliche Bedeutung dieses höchst kontroversen Themas mit der
Vieles Gewaltige lebt, aber nichts ist gewaltiger als der Mensch." So schrieb Sophokles vor mehr als 2.000 Jahren in seiner Antigone. Sophokles ging es um Antigones Ankämpfen gegen Unrecht und Gewalt und um ihr Uber-sich-Hinauswachsen in der Hinnahme ihres unausweichlichen Untergangs. Heute geht es — außer um das Schicksal von Einzelmenschen — um den Menschen als Kollektiv, um die Selbstgefährdung der Menschheit durch ihren eigenen technischen Fortschritt.Es gibt keine Zeit, die so viel über den Menschen wußte wie dieunsrige. Es scheint aber auch nur wenige geschichtliche Epochen
Das Goldene Priesterjubiläum Karl Rahners (unser Bild) am 26. Juli war der Anlaß für das nebenstehende Gespräch. Der heute 78jährige Dogmatiker aus dem Jesuitenorden, einer der Bahnbrecher des 2. Vatikanischen Konzils, blieb trotz zahlreicher Ehrendoktorate und Auszeichnungen immer auch „Seelsorger”.
Das Martyrium für die Einheit der Christen ist eines der hervorstechendsten Merkmale der ukrainischen Kirche. Nach dem orientalischen Schisma hat diese Kirche in Brest-Litowsk als erste Kirche die Union mit Rom erneuert. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte dieses Martyrium seinen Höhepunkt, als Stalin und der Patriarch von Moskau die mit Rom vereinten Ukrainer zwangsweise der orthodoxen Kirche einverleibten.Josyf Kardinal Slipyj hat den Terror überlebt. Sogar als ihm der Patriarchenstuhl von Moskau angeboten wurde unter der Bedingung, die Union mit Rom und den Primat des Papstes zu
Kommt die Teleologie -laut Duden „die Lehre von der Zielgerichtetheit und Zielstrebigkeit jeder Entwicklung im Universum oder in seinen Teilbereichen" - wieder in Mode? Ein neues Buch macht diese Frage aktuell.
1. Papst Johannes Paul II. hat den Erzbischof von München und Freising, Joseph Kardinal Ratzinger, zum neuen Präfekten der Römischen Glaubenskongregation ernannt. Ratzinger wird damit nach dem Papst die wichtigste Autorität der katholischen Hierarchie in allen Fragen der Glaubens- und Sittenlehre. Als theologischer Berater des Kölner Kardinals Frings gehörte Ratzinger zu den fortschrittlichen Konzilstheologen. Er arbeitete mit Ihnen, verehrter Prof. Rahner, zusammen, fühlte sich aber auch dem späteren Rebellen wider römische Obrigkeit, dem Tübinger Theologen Hans Küng, verbunden.
Vor wenigen Tagen sind Sie von München nach Innsbruck übersiedelt. Dürfen Ihre Freunde aus Österreich sagen: „heimgekehrt“?Ihre erste und zweite ,Jnnsbrucker Periode“ darf ja nicht nur als Ihre theologische Inkubationszeit angesehen werden, sondern auch als die Zeit, in der Ihr Ruf ungewöhnlich zu steigen begann.In Innsbruck leisteten Sie die jahrelange Kärmer-Ar- beit am ,Lexikon für Theologie und Kirche“ und begannen zusammen mit Heinrich Schlier die Herausgabe der Reihe „Quaestiones di- sputatae“, die inzwischen auf 90 Bände angewachsen ist.Der Sammlung pastoral-
Wie kann man unter den gegenwärtigen historischen Bedingungen noch glauben? Unter Bedingungen, die nicht von heute und nicht von gestern sind, deren Wurzeln vielmehr bis in den Beginn jenes weltumspannenden Prozesses zurückgreifen, den wir „Modernisierung“ nennen und der vor rund 300 Jahren im christlichen Abendland seinen Ausgang genommen hatte?So etwa lautete - etwas zugespitzt - jene Frage, die bis vor kurzem alles systematische Nachdenken über die Religion einschließlich der Theologie fast vollständig beherrschte. „Säkularisierung“ war das zentrale Stichwort der Diskussion,
„Kultur als christlicher Auftrag" ist heute alles andere eher als selbstverständlich, was immer das Wort „Kultur" auch bedeuten mag. Wir empfinden das, was man gemeinhin das „historische Erbe des Christentums" nennt zuweilen als eine schwere Hypothek, die es so rasch wie möglich abzutragen gilt. Diese weitverbreitete Skepsis gegenüber den kulturschöpferischen Leistungen des Christentums, wie sie uns in unzähligen Zeugnissen der Vergangenheit anschaulich entgegentreten, ist keineswegs nur das Ergebnis massiver Schuldgefühle im Hinblick auf die Geschichte des
Der Psychoanalytiker und Sozialpsychologe Erich Fromm ist am 18. März gestorben. Er war zweifellos einer der großen Denker unserer Zeit, suchte nach einem möglichst umfassenden Verständnis der heutigen gesellschaftlichen Situation und wies immer wieder auf die Bedeutung der Transzendenz - allerdings einer Transzendenz ohne Gott - hin.
Die Person des heiligen Benedikt gerät zunehmend ins Zentrum des Interesses. Sein Werk kann unter anderem auch als Brückenschlag zwischen der untergehenden Kultur des Altertums und dem anbrechenden christlichen Mittelalter verstanden werden. Ob nicht ein Brückenschlag zwischen der gegenwärtigen kulturellen Spätphase und einer noch undeutlich erkennbaren Zukunft sich von Benedikts Werk inspirieren lassen könnte?
Angesichts der wachsenden Fortschrittsunwilligkeit beginnen auch Vertreter von Wissenschaft, Industrie und Politik über die Ursachen dieser Verunsicherung nachzudenken. Fortschritt und Sicherheit werden heute nicht mehr als selbstverständlich zu vereinbarende Eigenschaften des allgemeinen Zivilisationsprozesses aufgefaßt. Ist die Bilanz neuzeitlichen Fortschritts so negativ, daß es zu solchen Erschütterungen kommen konnte?Überwiegt die Palette der lebensbelastenden Zivilisationsfolgen den Freiheitsgewinn und die Erleichterung, die es im Hinblick auf die Entlastungen des Menschen auch
II. Vaticanum und Würzburger Synode - nur Episoden? Mit dem II Vaticanum begann ein lang ersehnter neuer Abschnitt der Kirchengeschichte. Dem Konzil gelang es durch seinen Realitätssinn, vielen Menschen in und außerhalb der Kirche Freude am Glauben und Mut zum Leben zu vermitteln. In jüngster Zeit scheint sich aber mehr und mehr die Meinung durchzusetzen, daß die Impulse des Konzils und der verschiedenen Regionalsynoden in den Gemeinden zu wenig wirksam geworden s’eien.An die Stelle des ursprünglichen Optimismus sei bei vielen Laien und Priestern, aber auch bei Bischöfen Resignation
Seit ihrer Gründung geht den „Salzburger Hochschulwochen“ der Ruf voraus, ein besonderes empfindliches Sensorium für aktuelle Probleme zu besitzen. Dies gilt auch für die Wahl des diesjährigen Generalthemas „Jesus Christus und die Religionen“. Allerdings ist hier gleich zu Beginn dieser Betrachtung eine Einschränkung am Platze.Es kommt gerade in der gegenwärtigen Situation eines religiösen und weltanschaulichen Pluralismus darauf an, das spezifisch Christliche mit aller Klarheit herauszuarbeiten und in das in Gang kommende Gespräch der Religionen einzubringen. Doch dieses
Marxisten, Behavioristen und Frustrationstheoretiker sind sich einig, daß es möglich sein muß, das Paradies auf Erden zu schaffen. Ob das Ziel die klassenlose Gesellschaft, der unbegrenzt anpassungsfähige oder der in einer repressionsfreien Umwelt lebende Mensch ist - der utopische Charakter dieser Entwürfe wird davon nicht berührt.Daß es in der Geschichte der Menschheit jemals einen repressionsfreien Raum gegeben hätte, wird sich schwerlich nachweisen lassen. Auch der fortschrittliche Glaube an die Veränderbarkeit der menschlichen Gesellschaft und der sie bestimmenden Faktoren kommt
Rund 120 Experten aus 46 Ländern, darunter namhafte Wissenschaftler aus kommunistischen Ostblockländern und aus der Dritten Welt, trafen sich vom 6. bis 8. Juni in den Räumen der Salzburger Residenz. Anlaß dieser internationalen Tagung, zu der der „Club of Rome“ und die Salzburger Landesregierung als Gastgeber eingeladen hatten, war die Präsentation der jüngsten vom Klub von Rom vor zweieinhalb Jahren in Auftrag gegebenen Studie über das neue Lernen.Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner außerordentlichen Exklusivität genießt der Klub einen geradezu legendären Ruf, dem bis
Das Böse gehört zu den Urerfahrungen der Menschheit. In den Mythen und Märchen der Völker, in der Kunst und Philosophie aller Zeiten meldet es sich zu Wort. In allen Bereichen seiner Existenz fühlt sich der heutige Mensch vom Bösen bedroht. Immer wieder neu ist die Frage nach Ursache, Wesen und Bewältigung des Bösen gestellt worden - mit stark divergierenden Antworten. Auch der Tübinger Altte-stamentler Herbert Haag sucht in seinem neuesten Werk „Vor dem Bösen ratlos?“ eine solche Antwort. Unser Mitarbeiter Gerhard Ruis nimmt sie unter die Lupe.
Religion und Wissenschaft treten in einen neuen Dialog. Das von Kardinal König im Frühjahr gemeinsam mit der Bayerischen Akademie der Wissenschaften initiierte Symposion „Glaube und Wissenschaß“ gab den Startschuß. Der Leiter der Salzburger Humanismusgespräche, Oskar Schatz, griff die Anregung auf und führte sie nun in der Festspielstadtfort.
Zum neunten Mal veranstaltet der ORF, Landesstudio Salzburg, das Salzburger Humanismusgespräch. Die 1965 von Dr. Oskar Schatz begründeten Veranstaltungen wurden keineswegs ausschließlich in der Absicht ins Leben gerufen, das wissenschaftliche Programm des ORF „aufzubessern“ und durch eine solche Eigenveranstaltung einen stärkeren Einfluß auf die Programmgestaltung zu gewinnen. Vielmehr ging die Intention des Veranstalters von allem Anfang an dahin, mit dieser öffentlichen Gesprächsreihe in einer Zeit anwachsender Komplexität unserer Umwelt und unseres Wissens einen Beitrag zur
Vor zwanzig Jahren hätte man sich Salzburger Hochschulwochen zum Thema „WERTE RECHTE NORMEN“ ohne eine dreistündige Vorlesung „NATURRECHT HEUTE“ nicht vorstellen können. Damals sprach man noch von einer Renaissance des Naturrechts. Bei den diesjährigen Hochschulwochen kam das Stichwort „Naturrecht“ im Programm nur ein einziges Mal vor, und zwar im Titel eines von Professor Wolfgang Kluxen/Bonn geleiteten Seminars: „Naturrecht heute“.Der Gedanke des Naturrechts ist im Gegensatz zu den fünfziger und sechziger Jahren, stark in den Hintergrund getreten, auch im Raum des
Mit 986 Hörern lag die Teilnehmerzahl der heurigen Salzburger Hoch- schulwöchen etwas unter dein Durch- schnitt der letzten Jahre. Das mag wohl auch an der juristisch-rechtsphilosophisch orientierten Themenstellung gelegen sein, deren Attraktivität naturgemäß geringer ist als jene von Themen der letzten Jahre, wie „Frage nach Sinn - Frage nach Gott“ oder „Grenzerfahrung Tod“.Die etwas abstrakte Formulierung „Rechte, Werte, Normen“ mochte zusätzlich den Eindruck verstärken, hier handle es sich ausschließlich um eine trockene Juristenangelegenheit. Offenbar wollte der
Die ziemlich spröde Titelformulierung der diesjährigen Salzburger Hochschulwochen „Werte, Rechte, Normen” läßt kaum vermuten, daß hier ein ethisch-politisches Problem von größter Aktualität zur Diskussion steht. Gewiß knüpfen die Erörterungen dieser Hochschulwochen in erster Linie an die „Grundwertdebatte” an, wie sie seit etwa 1970 in Deutschland im Gang ist, und dann auch zum wichtigsten Wahlkampfthema geworden ist: Ausdruck des schwindenden ethisch-politischen Grundkonzeptes der Bevölkerung, der den Ruf nach allgemein verbindlichen und tragenden „Grundwerten” immer
Mit dem Thema „Kinderprobleme -Problem Kinder“ hat die 27. Internationale Pädagogische Werktagung in Salzburg eine wichtige Thematik aufgegriffen. Zweifellos wurden im letzten Jahrzehnt manche erzieherischen Einstellungen verändert, zum Teil sogar radikal in Frage gestellt. Der Rekurs auf die „Grundbefindlichkeit“ des Kindes ist heute um so wichtiger, als im letzten Jahrzehnt von unterschiedlichen ideologischen Ansätzen aus eine Vielzahl pädagogischer Moden kreiert wurde, wie die „antiäutori-täre Erziehung“, die „kritische Pädagogik“, die „gesellschaftlich erwünschten
In jüngster Zeit kann man nicht nur in der USA, sondern auch in Europa ein neuerwachendes Interesse am Tod des Menschen feststellen. Die Zeit der Verdrängung des Todes, die übelste Form menschlichen Umgangs mit dem eigenen Tod - um ein Wort Carl Friedrich v. Weizsäckers zu gebrauchen - scheint zu Ende zu gehen. Vielleicht gerade deshalb, weil wirklich keine Menschheit jedem Tode gegenüber so ratlos war wie die heutige. Geweckt wurde dieses Interesse durch die „Thanatologie“, die Sterbe- und Todesforschung. In Amerika stellten sich junge Ärzte und Psychiater, darunter auch eine
Drei Abende lang drängten sich in der letzten Aprilwoche Hunderte von Menschen vor den Toren der Bayrischen Akademie der Wissenschaften am Münchner Marsstallplatz. Sie alle wollten noch Einlaß finden zu den Vorträgen namhafter Wissenschaftler, mit denen sich das von Kardinal Dr. Franz König in seiner Eigenschaft als Präsident des römischen „Sekretariats für den Dialog“ gemeinsam mit der Bayrischen Akademie der Wissenschaften veranstaltete Symposion über das Thema ^Glaube und Wissenschaft“ auch einer breiten Öffentlichkeit präsentierte. Doch die drei Abende im überfüllten
Beim heutigen Stand der Bemühungen um eine Einigung der christlichen Kirchen ist vor allem die Frage von Bedeutung, ob bei der für eine wirkliche Einigung der Kirchen auch notwendige Einigung im Glauben nicht Mißverständnisse der gegenseitigen Position der Kirchen vorliegen. Dadurch könnte da und dort,auch unter Amtsträgern, die Meinung entstehen, daß zwar eine theologische Annäherung erzielt worden sei, aber im Ganzen gesehen unüberwindliche Gräben offenstehen, die eine wirkliche Einheit scheinbar unmöglich machen: Dies erklärte Professor Karl Rahner in einem Gespräch mit der FURCHE.
Martin Buber erzählte einst selbst eine Episode: „Es war ein Vortrag von Edmund Hus-serl angekündigt, den ich hören wollte. Ich kam in den Saal; irgend jemand von der Philosophischen Gesellschaft erkannte mich, und sogleich wurde ich an eine Art von Vorstandstisch beordert. Als Husserl erschien, begrüßte er uns noch rasch, ehe er aufs Pult ging. Ich sagte: ,Buber'. Er stutzte einen Augenblick und fragte zurück: ,Der wirkliche Buber?' Ich zögerte mit einer weiteren Erklärung. Darauf Husserl: , Aber das gibt es doch gar nicht! - Aber Buber - das ist doch eine Legende!'“ Diese
Die 30. Sommertagung des Katholischen Akademikerverbandes in Salzburg mit dem Tagungsthema „Woran wir leiden“ schien den Charakter eines philosophischtheologischen Seminars anzunehmen, bei dem das Problem des Leidens, die Fragen des „Warum und Wozu“ in ungestörter Atmosphäre und stoischer Art neu aufgehellt werden sollte.Als Theologe stellt Professor Notker Füglister am Beginn die Frage nach den Ursachen des Leidens. Für ihn gibt es nach der traditionellen Theologie zwei: Die Allursächlichkeit Gottes und die Schuld des Menschen.Der monotheistische Gott der Bibel ist nicht nur ein
In einem Artikel zum 60. Geburtstag seines Freundes Theodor W. Adorno schrieb der marxistische Philosoph und Mitbegründer der „Frankfurter Schule“, Max Horkhei- mer: „Einen unbedingten Sinn ohne Gott retten zu wollen, ist eitel.“ Dieser Satz hätte geradezu als Motto über den Salzburger Hochschulwochen 1977 stehen können. Gott wird verschwinden, ohne auch nur die Spur einer Frage hinterlassen zu haben, prophezeite bereits Auguste Comte im letzten Jahrhundert. Religion erschien in den Perspektiven der Psychoanalyse als Projektion des Unbewußten, als „kollektive Neurose“, und
Die Salzburger Hochschulwochen : sind innerhalb der reichhaltigen Palette künstlerischer und kultureller Veranstaltungen zweifellos die älteste und traditionsreichste. Die rund 1500 Teilnehmer aus vielen Zentren der europäischen und außereuropäi sehen Welt stellen in der Geschichte der 1930 gegründeten Salzburger : Hochschulwochen einen bisher noch nie erreichten Besucherrekord dar. Ganz gewiß hängt die Anziehungskraft der diesjährigen Hochschulwo- chen mit der Wahl des Themas zu- sammen, von dem viele Menschen von heute in einer außerordentlichen Weise betroffen sind. Mag die Frage
Kaum ein Denker der Neuzeit hat eine derartige nachhaltige, bis zum heutigen Tag anhaltende politische Wirkung ausgeübt, wie Hegel. Keiner wird aber auch von so unterschiedlichen, ja gegensätzlichen politischen Systemen für sich in Anspruch genommen. Tatsache ist, daß die Auseinandersetzung um Hegels Erbe gleichzeitig auch ein Kampf um das Erbe der Aufklärung und der klassischen deutschen Philosophie ist. Wenn der 12. internationale Hegel-Kongreß in Salzburg über das Thema „Philosophie der Praxis - Praxis der Philosophie“ etwas bewiesen hat, so dies: Obwohl dieser Kampf vorwiegend
Wie muß man heute, mit zwölf Jahren Abstand, das Konzil beurteilen, wie die nachkonziliare Zeit? Kann man darin ein neues Pfingsten sehen oder muß man sie eher als einen verwirrten und verwirrenden Zeitabschnitt kommentieren? War es eine Zeit der Unordnung, des Rückgangs, des Verfalls der Religion, was wir seit 1965 durchlebt haben? Bedeutet diese Zeit einen Aufschwung oder einen Verfall der Kirche? Wie sieht es der Erzbischof von Mecheln-Brüssel, Leo Jozef Kardinal Suenens?„Ich glaube, wir erleben eine an Hoffnung reiche Zeit“, meint er, „aber auch eine komplexe und ambivalente
Auch für das dritte „interdisziplinäre Gespräch” des ORF Studio Salzburg im Februar war wieder das gemeinsame Interesse für den Menschen in seiner Ganzheit sowie die Einsicht bestimmend, daß nur eine integrale, den geistes- und naturwissenschaftlichen Aspekt in gleicher Weise berücksichtigende Anthropologie dem Menschen gerecht zu werden vermag.„Ganz gewiß wird es dem Menschen nicht gelingen, die belebte irdische Schöpfung in den Abgrund zu stürzen, das Leben auf dieser Erde und damit die Biosphäre zu vernichten” sagt Prof. Günter Altner, „aber die Menschheit könnte es
Rund 130 katholische Dogmatiker und Fundamentaltheologen aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, der Schweiz, der DDR und Polen trafen einander im Jänner in Salzburg zu einer Arbeitstagung. Im Mittelpunkt der Diskussionen dieser Arbeitsgemeinschaft stand in den letzten Jahren die Christologie, 1969 ihre Frühgeschichte, 1972 das Thema „Erlösung und Emanzipation”, 1975 die Grundfragen der Christologie heute. Mit dem Thema „Absolutheit des Christentums” wurde nun diese chri- stologische Thematik weitergeführt. Denn die Absolutheit des Christentums ist letztlich in der
In der hochentwickelten Industriegesellschaft leiden viele Menschen zunehmend unter Isolation, Angst und Überforderung. Extreme Zeichen dafür sind die Auflösung ehelicher, familiärer und nachbarschaftlicher Bindungen, die hohe Selbstmordrate, der Drogen- und Alkoholmißbrauch. Es scheint, daß solche Symptome nicht mehr allein aus der Persönlichkeit des einzelnen erklärbar sind, sondern daß unsere Gesellschaft selbst psychopathische Züge zeigt, die auf den einzelnen zurückwirken. Diese Symptome zu analysieren, war der Auftrag einer Tagung in Salzburg, auf der die Katholische Akademie in Bayern gemeinsam mit dem Katholischen Akademikerverband Österreichs die „Psychopathologie unserer Gesellschaft“ unter die Lupe nahmen.
In seiner Festrede bei den diesjährigen Salzburger Hochschulwochen erklärte Franz Kardinal König unter anderem: „Leben wir, aufs Ganze gesehen, wirklich in einer menschenwürdigen Welt? Erscheint nicht bereits die Frage nach einer menschenwürdigen Gesellschaft in dieser unserer Welt von heute als ein utopisches Gedankenspiel? EinDrittel der Menschheit, nämlich die Bewohner der industrialisierten Länder und der Erdölstaaten, leben im Wohlstand, ja in Überfluß und Verschwendung, aber 500 Millionen Menschen leiden an Unterernährung, und 40 Millionen Menschen sterben Jahr für Jahr an den Folgen des Hungers. Liefern uns nicht die Massenmedien Tag für Tag Bilder des Krieges, des Terrors, der Grausamkeit und des Hasses ins Haus? Aber auch im Bereich der westlichen Kultur, in der sogenannten Wohlstands- und Überflußgesellschaft, nimmt das Unbehagen zu. Mehr und mehr Menschen leiden seelisch - und auch körperlich an den Widersprüchen dieser industrialisierten Massenkultur. Und immer mehr Menschen beginnen sich die Frage zu stellen, wohin denn die Reise eigentlich gehen soll..Dieses Unbehagen Wurzelt weniger in wirtschaftlichen Verteilungsproblemen, als vielmehr in den beginnenden Zweifeln an der ausschließlichen Wichtigkeit rein materieller Ziele und den daraus abgeleiteten gesellschaftlichen Normen.“
Auf der gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland artikulierte sich ein neues Verhältnis zur Glaubensgeschichte des jüdischen Volkes. Offen bekannte man, jenes Land zu sein, dessen jüngste politische Geschichte von dem Versuch verfinstert ist, das jüdische Volk systematisch auzurot-ten. Trotz beispielhaften Verhaltens .einzelner Personen und Gruppen war, aufs Ganze gesehen, in der Zeit des Nationalsozialismus die katholische Kirche Deutschlands doch eine Gemeinschaft, die zu sehr „mit dem Rücken zum Schicksal des verfolgten jüdischen Volkes weiterlebte und zu