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Fabrik ohne Menschen?

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Der Verfasser, Techniker und Sozialpädagoge zugleich, in einem Großbetrieb tätig und gewahr der neuen technischen Wirklichkeiten, versucht, mit dem vorliegenden Buch eine neuartige Interpretation aller jener Erscheinungen zu geben, die mit der Automatisierung zusammenhängen.

Um überhaupt gültige Aussagen zu Fragen der Automatisierung machen zu können, tut nach Ansicht des Verfassers not, daß man sich einmal mit den Tatsachen befaßt und nicht von Annahmen ausgeht, die durch die Erfahrung einfach nicht gedeckt sind. Einerseits ist es keineswegs so, daß die neuen Fertigungsweisen etwa nur des Menschen wegen angeschafft werden, um sein „Arbeitsleid“ zu verringern und die Arbeitslast auf Maschinen zu verlagern. Der Ursprung aller Automatisierung und jedej:~JVflWrM3UJig terhnjjcber YWve.Q ist das Bemühen um Senkung der Stückkosten, Anderseits ist es aber keineswegs beabsichtigt und logisch wie auf Grund der Tatsachen unmöglich, den Menschen aus der Fertigung auszuschalten Der Autor wendet sich mit Recht gegen die unrealistischen Prognosen von der „Fabrik ohne Menschen“ und der Konstitution von Robotern.

In einer wohltuend verständlichen Schilderung der Wirkweisen der neuen Maschinen gibt H. einen umfassenden Einblick in die Anwendungsgebiete der neuen Herstellungstechniken, auch in das automatisierte Büro, in dem Maschinen immer mehr die repetitive Tätigkeit des menschlichen Gehirns übernehmen.

Die Struktur der Kosten und der Vermögenszusammensetzung ist nun eine andere geworden An die Stelle von Arbeitskosten sind zum Teil die Kosten der Amortisation der neuen Maschinen und Maschinenaggregate getreten, die nun auch bei einer Beschäftigung von Null entstehen. Daher verlangen die Maschinen gebieterisch Beschäftigung und Absatz. Die Betriebe sind mehr denn je auf den

Markt verwiesen, der ihnen allein den Einsatz des Kapitals zu kommerzialisieren vermag, wobei kein Regreß auf den Arbeitsmenschen möglich ist. Die Maschine kann nicht gekündigt werden.

Die entscheidenden Fragen des Buches bewegen sich um den Menschen in der neuen Welt der nachdrücklichen Technisierung. Wird der Mensch bestehen oder ist er in die Automatisierung einorganisiert? Die Antwort des Autors besteht nicht in Deutungsversuchen und in Beschönigungen, sondern in Hinweisen auf die Fakten. In einem gesonderten Kapitel wird das Verhalten der Gewerkschaften untersucht, ihre Reaktion auf die fortschreitende Technisierung, wobei der Verfasser den deutschen Gewerkschaften (im Gegensatz zu jenen der USA) den Vorwurf macht, die Dinge zu sehr zu ideologi-siereri.

Wr-VMd--HfMeHfchHB det'sHerrscrraff dw - A'urttmatenr Hilter:'“feg1bt keine solche Herrschaft. Die Automaten vollziehen nichts autonom Alles, was sie tun, ist vom Menschen programmiert. Auf diesen, auf den Menschen, kommt es daher wie eh und je an. Daher ist auch die Automatisierung nui ein Teil einer umfassenden, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik einbeziehenden Ordnung in dieser Zeit. Alle Verantwortung ist dem Menschen weiterhin aufgelastet.

Damit steht der Autor in einem erfreulichen Gegensatz zu den pessimistischen Fehldeutungen der Technik, die gerade iene so gerne vornehmen, die zwar gegen die Technik sind, aber ihrer Mittel sich sehr gerne bedienen.

Die Zahl der Bücher über die Fragen der Automatisierung ist unübersehbar geworden Wenige der einschlägigen Werke aber haben den Vorzug des vorliegenden kleinen Werkes: die Verbindung von nüchterner Wirklichkeitserkenntnis und durchaus humaner Sicht.

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