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BAYERN IN EUROPA. Unbekannte! Bayern, Band 1. Süddeutscher Verlag:, München, 1963. 24 Seiten, 16 Tafeln. 19.80 DM. - BAYERN IN GRIECHENLAND. Die Geschichte einei Abenteuers. Von Wolf Seidel. Süddeutscher Verlag, München, 1965. 346 Selten, 29 Tafeln.

Die höchst lobenis- und nachahmenswerte Serie der Bände bayrischer Selbstdarstellung hat ein besonders wichtiges Thema erreicht: den bayrischen Anteil an der großen Geschichte. In der launigen, doch eigentlich sehr ernsthaften Einteilung wird der Zweck gerade dieser Darstellung erklärt. Sowenig Größenwahn einem Lande frommt, so wenig darf man ihm muffigen Provinzialismus wünschen, am allerwenigsten aber die Einstellung, die man in Österreich als die des Wagentürlaufmachers bezeichnet. Sich nur als Fremdenverkehrsort fühlen, ein Eigenleben nur parodistisch als Touristenattraktion führen — das dürfte kaum das Fürstentum Monaco, der älteste Staat Mitteleuropas darf es nicht. Die hier gebotene Reihe von Biographien dient also zunächst dem selbstbewußten Bayern: doch auch der fremde Geschichtsfreund kann aus ihr viel lernen.

Ein Kapitel des Buches beschreibt einen Lebenslauf, dem derselbe Verlag einen eigenen Band widmet: dem erfolglosen Wirken des ersten Königs der Hellenen. Warum mußte der Sohn des großen Philhellenen, Ludwigs des Ersten, als entthronter König in Bayern sterben? Teils um seiner Vorzüge willen; nicht nur gewissenhaft, sondern skrupulant, war er nicht der rechte Nachfolger türkischer Schreckensherrschaft. Teils infolge der englischen Politik; was entfernte Großmächte mit einem Land anstellen können, als dessen Befreier sie sich fühlten, darüber sind wir seit München 38 erbaut. Teils wegen der bayrischen Regentschaft, die dem könglichen Jüngling zuerst zur Seite stand; man höre, was ein Zeitgenosse, der „Landsknecht“, über diese bemerkte. „Bei der Geburt des jungen griechischen Staates sind schon uranfäniglich Hofschran-zerei, Pedantereti und Philisterei als unpraktische Dreieinigkeit in vielfacher Gestalt verschiedenartiger Hof-, Bureau- und Schulmänner zu Gevatter gestanden! Wie konnte da etwas Lebendiges, Gründendes. Bestehendes herauskommen? Was wäre aus Achilles zwischen Hofmar-ischällen, Kanzleiräten und Professoren geworden? Es ist ihm am Ende nicht zu verdenken, daß er ihrer überdrüssig geworden ist?“ — Wenn die Montgelas'sche aufgeklärte „Schreiberherrschaft“ (Bismarck dixit), schon das bayrische und fränkische Volk verdroß, wie sollten ausgediente Seeräuber sie ertragen? Und doch waren es, vom König angefangen, grundanständige Leute, die da ausgezogen waren, um das neue Griechenland zu bauen ... Das alles erzählt Seidel höchst anschaulich, und dazu noch wenig bekanntes aus der Geschichte der Baudenkmäler Attikas.

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