Die Rede war von "Medienalbanien". Gemeint war mit diesem, das darin angesprochene Balkanland beleidigenden Ausdruck aber Österreich. Denn das hiesige Mediensystem war starr und auf dem elektronischen Sektor immer noch rein öffentlich-rechtlich (mit ganz kleinen Einsprengseln aus der Steiermark und Salzburg, sowie aus Bratislava und Sopron, von wo man nach Österreich senden konnte). Aber an jenem 1. April 1998 gingen die Privatradios im Lande on air - praktisch als Letzte europaweit. Zehn Jahre lang (mit einer Verzögerung durch den Verfassungsgerichtshof, der ein Privatradiogesetz kassiert hatte) hatte sich die rotschwarze Koalition gequält, bis sie ihr Radiogesetz zustande brachte.
Zehn Jahre ist das alles her, und die Bilanz dieses ersten Jahrzehnts dualen Rundfunks in Österreich ist durchwachsen. Die öffentlich-rechtlichen, also: die ORF-Radios, hielten im 2. Halbjahr 2007 einen Marktanteil von 79 Prozent, die Privaten bloß 18 - immer noch wenig.
Dabei hatte alles - regional - rasant begonnen. Der Sender Antenne Steiermark überholte schon wenige Monate nach dem Start Ö3 im südlichen Lande, der ORF reagierte mit einem Totalumbau von Ö3, das er zu einem Format-Radio wie die Konkurrenz ausbaute und auch die Regionalsender des ORF holten auf, sodass die Anfangserfolge mancher Privater wieder verpufften. Erst seit 2004 gibt es mit dem Verbund Kronehit ein österreichweit sendendes Privatradio, das den ORF aber nie gefährden konnte.
Ö1 und FM4, die Qualitätsprogramme des ORF, haben weiter ihr Publikum - und scheinen weiter fest verankert. Und im "privaten" Bereich haben sich jedenfalls in einigen Regionen "freie" Radios etabliert, die dem kommerziellen Formatradio ein paar Marktanteilspunkte abtrotzen. Gerade diese Pflänzchen wären von der Medienpolitik im Lande, die weiter zu wünschen übrig lässt, zu hegen und pflegen. Otto Friedrich
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