Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Rapide Veränderung
Das Pfingstfest, das uns die Ausgießung des Heiligen Geistes vergegenwärtigt, hat uns auch zum Bewußtsein gebracht, daß die Kirche als göttliche Stiftung inmitten all ihrer Krisen eine Beistands- und Bestandsgarantie hat, auf die sie vertrauen darf, daß aber weder der Welt insgesamt noch den irdischen Einrichtungen ähnliches verheißen ist. Wir leben vielmehr in einer Zeit rapider Veränderungen in allen Bereichen, gerade in Osterreich geraten in der letzten Zeit viele Dinge, die bisher als unantastbar und unwandelbar galten, ins Wanken und schon in der nahen Zukunft ist nicht mit der Beendigung, sondern mit der Fortsetzung dieses Trends zu rechnen. Es muß nicht gleich so extrem zugehen und kommen wie in Italien und in den Niederlanden: aber auch bei uns ist mit einer weiteren Veränderung der Parteienlandschaft zu rechnen. Auch die große Koalition ist nicht mehr, was sie war, und trotz aller Absichtserklärungen und Dementis der Politiker stehen nach der nächsten Wahl möglicherweise andere Varianten der Regierungsbildung zur Disposition, zumal sich der Bundespräsident zu Recht nicht mit der Rolle des Staatsnotars zufriedenzugeben gedenkt, sondern sich eine Gestaltung der politischen Verhältnisse und nicht deren bloße Registrierung vorbehält. Auch die Säulen der Sozialpartnerschaft sind ins Gerede gekommen und ins Zwielicht geraten.
Angesichts all dieser Einbrüche des Ungewohnten in die Welt des bisher Gewohnten ist die Perspektive einer Gesamtänderung, wenn schon nicht der juristischen, wohl aber der Realverfassung nicht unrealistisch und nicht zu weit hergeholt, man muß kein Anhänger einer „Dritten Republik” im Sinne Jörg Haiders sein, um eine solche Gesamtänderung, die sich aus vielen Teiländerungen, die von der Quantität in die Qualität umschlagen, zusammensetzt, für möglich, ja bevorstehend zu halten. Denn alles Menschenwerk ist überholungsbedürftig, und wenn die Repräsentanten des Bestehenden nicht den Weitblick und Mut haben, durch Reformen rechtzeitig einen Umbau vorzunehmen, wird ihnen das Heft aus der Hand geschlagen werden und die Geschichte über
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!