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Es ist höchste Eisenbahn

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Die Bahn ist, daran ändern auch die tragischen Unfälle der letzten Zeit nichts, das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel. Die Bahn ist ausnehmend umweltfreundlich. Und die Bahn ist auch vergleichsweise billig und wird bei steigendem Olpreis immer billiger werden.

Trotzdem ist die Bahn kein Geschäft, sondern schwer defizitär: Alles in allem klafft zwischen Einnahmen und Ausgaben ein Loch von 20 Milliarden Schilling, wobei, der eigentliche betriebswirtschaftliche Abgang' heuer bei 4,5 Milliarden Schilling liegen dürfte.

20 Milliarden Schilling Defizit: 40.000 Schilling Minute für Minute muß der Staat aus dem Steuertopf den ÖBB zuschießen.

Seit Jahren, ja Jahrzehnten wird ohne erkennbaren Fortschritt über das Bahndefizit diskutiert Bald ist das Management der OBB, bald sind die rund 70.000 Eisenbahner, die mehrheitlich zu den Schlechtverdienern in Österreich zählen, wegen ihrer Pensi-onsprivilegien an der Misere schuld.

So verständlich es ist, daß die Gewerkschafter die (wie Kreisky immer betont) „wohlerworbenen Rechte” verteidigen, so vernünftig ist es, darüber nachzudenken, ob Pensionsregelungen, die zu Kaisers Zeiten für Schwerstarbeit beim Dampfbetrieb geschaffen wurden, heute noch eine Berechtigung haben - das nur so nebenbei.

Schwerlich ist aber die Bahn für jene Verkehrspolitik verantwortlich zu machen, die eigentlich die Weichen ins Defizit gestellt hat.

War es denn überhaupt eine Verkehrspolitik? War es nicht nur eine Autopolitik?

Jeder Autobahnmeter, jeder neue Kilometerstein einer Bundesstraße und jeder frisch asphaltierte Fleck auf einer Landesstraße wurde und wird als verkehrspolitische Großtat gefeiert.

Und bei der Bahn? Selbstverständlich wurde das Lok- und Wagenmaterial modernisiert, natürlich damit der Komfort verbessert. Auch im Nahverkehrsbereich wurden anerkennenswerte Fortschritte erzielt.

Aber die wichtigen Schienenwege der Bahn sind heute noch immer nur durchschnittlichem Bundesstraßenstandard vergleichbar, das Autobahnzeitalter mit Hochleistungsstrecken (Neutrassierung der West- und Südbahn mit dem Semmering-Basis-tunnel) ist noch nicht in Sicht

Dafür wird seit 1957 das Problem Nebenbahnen gewälzt: betriebswirtschaftliche Rechnungen sprechen für ihre Einstellung, regionalpolitische Überlegungen für die Erhaltung. Die Bahnen verfallen, die OBB zahlen drauf (eine Milliarde Schilling jährlich) — weü die politische Entscheidung fehlt.

Fehlt nicht gar ein brauchbares Gesamtverkehrskonzept? Dann ist es höchste Eisenbahn!

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