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Themenführerschaft
Die von den Politikern servierte Debatte um den Sonntag hat gezeigt, daß der Kirche in unserem Land die Themenführerschaft abhanden gekommen ist. „Soziales Profil zeigen" -das wollen auch Viktor Klima und Andreas Rudas für die SPÖ, nicht nur die Rischofskonferenz. Immerhin: Der Streit um den
Sonntag zeigt, daß die katholische Kirche bereit ist, Konflikte einzugehen, sobald es ums Heilige geht, und zwar quer durch die Parteienlandschaft. Die ÖVP sieht sich im Dilemma: die Wirtschaft drängt. Da muß „Ideologie", wie auch Christlich-Soziale den Sonntag. neuestens nennen, zurückstehen. Arbeitsplatz- und Standortsicherung sind Schlag-Worte. Gegen solche Argumentationskeulen ist Einspruch nicht zulässig, das heißt inopportun.
Dafür läßt sich die Hierarchie umwerben von politischen Stimmfängern, die sich plötzlich auf das christliche Abendland besinnen, im Grunde aber nur Moscheen niederreißen und neben der kulturellen Vielfalt auch die religiöse Plura-lität beschneiden wollen. Wie sonst sollte die Rede vom „wehrhaften Christentum" zu verstehen sein? Galt früher noch „Das Boot ist voll", was nicht gut ankam und den Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher das schlimme Wort von der „Deportation" verwenden ließ, so wird jetzt insinuiert, das Schifflein Petri sei durch Andersgläubige gefährdet.
Österreich hat unselige Reispiele der Verquickung von politischen und kirchlichen Interessen und Einflußfeldern erlebt. Noch heute leidet das Image der Kirche unter mißlungenen Änbiederungsmodel-len falsch verstandener Loyalität. Der Applaus für Haider aus St. Pölten kommt also nicht unerwartet. Kurt Krenn bekundet offen seine Sympathie für einen Politiker mit beispiellos zweideutigen Äußerungen. Das ist, da zur Zeit kein Roxchampion zur Verfügung steht, Themenführerschaft - in den „Seitenblicken". Ist alles andere nur fromme Nabelschau?
Ein „Dialog" muß auch geführt werden. Auf Papier widerspricht keiner.
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