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Gibt es Arme in Amerika?

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Eine Milliarde Dollar sollen bereitgestellt werden, um Amerikas „Kampf gegen die Armut“ von Regierungsseite aus zu finanzieren. 20 Prozent der Gesamtbevölkerung fallen nach Statistiken der Administration unter den Begriff der „Armut“. Das sind von zirka 47 Millionen Familien in den USA ungefähr 9,3 Millionen, wenn man als „arm“, unter der Berücksichtigung der Kaufkraft, ein Jahreseinkommen unter 3000 Dollar (78.000 ö. S.) definiert. Der Begriff ist natürlich dehnbar; auch Familien mit größerem Einkommen mögen sich als unter dem Lebensstandard lebend empfinden, den die allgemeine Gesellschaft des Uberflusses, als was ja die amerikanische Gesamtökonomie gilt, ihnen ermöglichen sollte...

Aber es sind ganz bestimmte fest umrissene Gruppen, die einen besonders hohen Prozentsatz der „Armut“ darstellen, auch wenn durch die Hilfestellung mannigfachster staatlicher und privater Wohlfahrtsorganisationen selbst in den schlimmsten großstädtischen Slums niemand verhungert oder obdachlos ist...Westen und Südwesten des Landes, meist Teile der ganz allgemein unter besonders schlechten Bedingungen lebenden Wanderarbeiter, die zumeist nur in den Erntezeiten Verdienstmöglichkeiten haben.

Einzelzahlen über all diese Gruppen differieren teilweise, je nach dem statistischen Schlüssel, den die Untersuchungen ihrer Arbeit zu Grunde legen: Bestehen bleibt, daß Johnsons Kampagne gegen die Armut, deren Leitung er dem Schwager J. F. Kennedys, Sargent Shriver, dem bisherigen Chef des „Peace Corps“, übertragen hat, zielbewußt mit den verschiedensten Mitteln vorwärts getrieben, in den nächsten Jahren sichtbare Erfolge aufweisen muß, soll das Versprechen der Regierung, einem Fünftel der Nation einen größeren Anteil am Reichtum der Nation zu eröffnen, eingelöst werden.

Mehrere Dinge sind dazu notwendig. Erstens: Zeit und Geduld. Das weiß der Präsident. Er hat selbst davor gewarnt, über Nacht Ergebnisse zu erwarten. Es kann Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern, bis sich in der amerikanischen Sozialstruktur fühlbare, sichtbare Folgen der jetzt beginnenden „Kampagne“ zeigen.

Zweitens braucht er Fachleute, die eines wissen: Das Programm der Bekämpfung der Armut kann nicht ein

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