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Signale, Sterne, Debütanten

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„Astrolographien” nennt Inge Stiedl ihre mit Offsetfarben gemalten Blätter, die sie in der „Galerie für Skulptur” in der Liebhartsgasse im 16. Bezirk zeigt. Bis auf einige wenige, die die Planetenzeichen zeigen, haben ihre Arbeiten nichts mit Astrologie oder Sterndeutung zu tun; es sind expressiv und spontan hingesetzte tachistische Bilder kleineren Formats, die Umsetzungen psychischer Zustände der Autorin darstellen. Inge Stiedl verwendet dabei nur die drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau mit Schwarz in allen Mischungen und erzielt manchmal im glas-fensterartigen Glühen der Farben eruptive Wirkungen, die Ausdruck seelischer Befreiung, Psychogramme, gewissermaßen Musterbilder des Psychischen sind.

Lothar Bruckmeier, ein in München geborener und jetzt in Eichgraben lebender Wahlösterreicher, stellt in der „Kleinen Galerie” in der Neu-deggergasse meist großformatige Druckgraphikradierungen und Holzschnitte aus. Oft mit zahlreichen Farbplatten gedruckt, zeigen seine Arbeiten eine deutliche Entwicklung darauf hin, landschaftliche Elemente mit abstrakten Formen, die der neuen Ornamentik entstammen könnten, zu kombinieren, signal- und zeichenhaft zu werden. Manchmal ergibt die Überlagerung von zu vielen Farben den Blättern eine zu große Dichte und bildhafte Schwere, obwohl auch hier die „Landschaft mit Staumauer” die „Silos” und der „Raum” durch die geglückte Umsetzung von verschiedenen Vorstellungen in bildnerische und formale Elemente überzeugen. Während in einigen der früheren Arbeiten auch Anklänge an den späten, den „folkloristischen”, Kandinsky zu spüren sind, wirken die kleinen Blätter „Signal”, „Phänomen” und „Gesperrt” durch ihre Konzentration farbige Klarheit.

Im Studentenhaus Wien IV, Mozartgasse, debütierten drei junge Studenten der Wiener Akademie mit ihren Bildern und Zeichnungen. Renate Heihs zeigt mit Bleistift gezeichnete kristalline Formationen, die ästhetisch verspielt erscheinen wie ihre flguralen Darstellungen. Zeichnerisch lassen sie genauso zu wünschen übrig wie die sehr dünne, meist auf schwarzes Papier gezeichnete freie Ornamentik von Wilhelm Schwind, die mit zu billigem Effekt und simpler Wiederholung arbeitet. Die große „Komposition” Schwinds ist weder ausgegoren noch balanciert. Wolfgang Waach ist mit Arbeiten vertreten, die sowohl die in Österreich in letzter Zeit „gängige” Cobra-Pop-Mischung zeigen, aber auch Anklänge an Leger und die Verwendung der Collage. Obwohl auch hier ein Bild wie „Sweet Hitchhiker” beweist, daß die Zeichnung Waachs selbst für Comics noch nicht ausreicht, erscheint er durch seine intellektuelle Wendigkeit noch als der Begabteste.

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