Der Gaza-Krieg bot dem iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad wieder Gelegenheit, seine Drohungen gegen den Staat Israel zu erneuern: Das "zionistische Regime" habe in der Region des Nahen Ostens keinen Platz, sagte Ahmadinedschad. Die Kämpfe in Gaza zeigten Verzweiflung und Niederlage dieses Regimes, sagte der Präsident, und: Auch Unterstützer Israels müssten inzwischen einsehen, dass die Koexistenz nicht möglich sei.
Ahmadinedschad nannte Israel nicht beim Namen, sondern sprach nur abfällig vom "zionistischen Regime". So wie der iranische oberste geistliche Führer Ayatollah Ali Khamenei: "Ihr habt die Absichten der Amerikaner, der Zionisten und ihrer Verbündeten, der Vereinten Nationen und der Heuchler in der islamischen Welt entlarvt", lobte dieser in einer Botschaft "Mut und Opferbereitschaft" der vom Iran unterstützten Palästinenserorganisation Hamas. Gleichzeitig stellte Khamenei die Haltung der "arabischen Verräter und Heuchler" an den Pranger und sagte ihnen ein schmähliches Ende voraus.
Gegen die arabischen Heuchler und Verräter
Mit den arabischen Verrätern sind vor allem der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die ägyptische, jordanische und saudische Führung gemeint, die Israel freie Bahn gegen die Hamas gelassen haben. Gilt ansonsten die innermuslimische Kluft zwischen Schiiten und Sunniten als unüberwindlich, spielt dieser Gegensatz im Verhältnis zwischen dem schiitischen Iran und der sunnitischen Hamas keine Rolle. Die gemeinsame Ablehnung Israels lässt alle anderen Gegensätze zurücktreten. Wobei die Tiraden Ahmadinedschads und anderer iranischer Politiker gegen Israel den arabischen Massen weit mehr aus dem Herzen sprechen als den Iranern. Die Iraner identifizieren sich nämlich nur sehr bedingt mit dem Schicksal der Palästinenser.
Doch Achmadinedschad geht es mit dieser Positionierung darum, die Meinungsführerschaft über die arabischen Massen zu gewinnen, sagt die deutsch-iranische Islamwissenschafterin Katajun Amirpur: "Er will - und das als Perser - eine Führungsrolle in der arabischen Welt und kann dies nur erreichen über das einzige gemeinsame Band: die Ablehnung des Staates Israel." Der wichtigste Grund für die scharfe Positionierung des Irans gegen Israel ist für Amirpur aber: "Die Radikalen im Iran brauchen ein außenpolitisches Thema, um von ihren innenpolitischen Misserfolgen abzulenken und den weltweiten Druck auf den Iran aufrechtzuerhalten."
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