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ZUM GELEIT

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15. August 1SO9 — ein wahrlich großer Tag in der Geschichte Tirols. Nach mehr tägigem Kampf, der berühmten dritten Berg- Isel-Schlacht und der dritten Befreiung des Landes, konnte Andreas Hofer als Sieger in Innsbruck einziehen und als Oberkommandant von Tirol im Namen des Kaisers die Regierung des Landes übernehmen. Der Hohe Frauentag war somit zum Jubeltag für die Tiroler geworden und ungeachtet der drohenden Anzeichen — Erzherzog Karl hatte die Schlacht bei Wagram gegen Napoleon verloren und der Waffenstillstand zu Znaim war bereits geschlossen — zog in die Herzen der Tiroler die Hoffnung auf eine dauernde Befreiung des Landes und auf einen bleibenden Frieden ein.

Es war daher auch naheliegend, daß im heurigen Gedenkjahr an die Ereignisse von 1809 der 15. August zum Landesfeiertag erklärt wurde und daß gerade an diesem Tag in ganz Tirol in kirchlichen und weltlichen Feiern der Taten und Leistungen eines Andreas Hofer, Peter Mayr, Josef Speckbacher, Joachim Haspinger, aber auch des heldenhaften Einsatzes aller übrigen Freiheitskämpfer gedacht wird. Es entspricht auch durchaus der ausgeprägten religiösen Einstellung der damals führenden Persönlichkeiten, wenn das Land Tirol seinen Dank an jene Männer durch die Errichtung einer Kapelle auf dem Berg IseLiztt Ehren „Unserfr t Hohen Fr-au von Tirol ‘ sichtEarem-Atisdruck verleiht. Dort wird auch das Tiroler Ehrenbuch, in dem die Namen der Gefallenen beider Weltkriege und aus früheren Kämpfen • verzeichnet sind, eine würdige Aufnahme finden. So wie die Tiroler Landschaft am 1. Juni 1796 in Bozen die Abhaltung der Herz-Jesu-Feier für die weitere Zukunft gelobte, so soll die Kapelle auf dem Berg Isel ein Symbol der im Tiroler Volk tief verwurzelten Marienverehrung sein.

In der feierlichen Verkündigung der Landesgedächtnisstiftung wird sich der Wille zur Meisterung von Problemen der Gegenwart und Zukunft zeigen. So sehr die Tiroler in der Vergangenheit verwurzelt sind und so sehr sie aus der Tradition neue Kraft schöpfen, so entschlossen sind sie auch, den Sorgen und Schwierigkeiten der Gegenwart nicht auszuweichen und vörausschauend für die Zukunft zu planen.

Die ausreichend dotierte Jubiläumsstiftung wird jungen und begabten Tirolern eine ihren Fähigkeiten entsprechende Ausbildung auch dann sichern, wenn deren Eltern finanziell und wirtschaftlich nicht in der Lage sind, ein mehrjähriges Studium zu bezahlen.

Schließlich erscheint es unerläßlich, auf folgendes hinzuweisen: Ich habe bereits mehrfach bei verschiedenen Anlässen darauf aufmerksam gemacht, daß durch das. Gedenken an 1809 keinesfalls ehemals bestandene Gegensätze wieder aufgefrischt werden sollen. Ich denke hier insbesondere an das Nachbarland Bayern. Die Feier -am 15. August auf dem Berg Isel wird die guten Beziehungen mit unserem nördlichen Nachbarn besonders dadurch unterstreichen, daß hochgestellte Persönlichkeiten des Landes Bayern an dieser Festlichkeit teilnehmen werden und eine offizielle Rückgabe eroberter Tiroler Schützenfahnen erfolgen wird. Nicht der’ Geist des Kampfes, sondern der Geist der Versöhnung wird daher am Hohen Frauentag in diesem Jahr in Tirol herrschen und es wird nicht nur eine historische, sondern vor allem eine christliche Feierstunde sein.

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