Tirol-Tag: Europäisches Forum Alpbach

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Exzellent - aktuell - international. Unter diesem Motto präsentiert sich beim diesjährigen Tirol-Tag am 19. August im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach die Geisteswissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck (siehe Seite III). Exzellent, aktuell, international gilt aber gleichermaßen für die anderen Themen dieses Spezials, das in Kooperation mit der Tiroler Landesregierung entstanden ist.

Geschichte trifft Zukunft

Das baldige 200-Jahr-Jubiläum der Erhebung von 1809 ist Anlass zu gedenken, zu feiern und ein Zeichen für die Zukunft zu setzen.

Geschichte trifft Zukunft" lautet das Motto, unter dem das Land Tirol gemeinsam mit Südtirol das Gedenkjahr 2009 ausrichtet. "Das 200-Jahr-Jubiläum der Erhebung von 1809 ist Anlass zu gedenken und zu feiern, es soll aber auch ein starkes Zeichen für die Zukunft Tirols im Sinne des Leitmotivs, Geschichte trifft Zukunft' gesetzt werden. Insbesondere junge Menschen sollen dazu animiert werden, sich mit der Geschichte Tirols auseinanderzusetzen", betonen LH Herwig van Staa und Kulturlandesrat Erwin Koler.

200 Jahre nach dem Aufstand der Tiroler gegen die bayerisch-französische Besatzung geht es darum, einen unbelasteten Blick auf die Geschichte der letzten 200 Jahre zu werfen und aus heutiger Perspektive die Bedeutung des historischen Tirol im Rahmen einer Europaregion zu bestimmen. Angesichts des bisherigen Umgangs mit dieser Geschichte ist das durchaus bemerkenswert.

Die Erinnerung an den zunächst siegreichen, dann blutig niedergeschlagenen Aufstand der Tiroler Freiheitskämpfer 1809 und an seine Helden um Andreas Hofer hat sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts tief im Selbstverständnis der Tiroler verankert. Rebellisch, freiheitsliebend, treu und loyal gegenüber Kaiser und Vaterland, katholisch und traditionsbewusst - so präsentierten sich die Tiroler 1909 am Bergisel vor Kaiser Franz Joseph I., der damalige große Festumzug wurde von Albin Egger-Lienz choreographiert, seine knorrigen Ensembles von den Kreuzträgern oder dem Letzten Aufgebot, vielfach fotografiert und nachgemalt, wurden zu Urbildern der traditionellen Ikonographie Tirols.

Nach 1918 begannen die Erinnerungen an den heldenhaften Krieg in den Dolomiten sich mit jenen an den Aufstand von 1809 zu vermengen. Der allgemeine Schmerz über die Teilung Tirols und die Besetzung der im Krieg doch erfolgreich verteidigten südlichen Landesteile durch Italien überlagerte allmählich die Erinnerung an die Niederlage am Bergisel. Die Rebellen von 1809 wurden zu Zeugen des Freiheitswillens der Tiroler schlechthin und Andreas Hofer zum Patron des Widerstands gegen den italienischen Staat.

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums 1809-1959 wurde beim Innsbrucker Festumzug eine große eiserne Dornenkrone mitgetragen, die an das "Volk in Not" im Süden erinnern sollte. Zu dieser Zeit detonierten bereits die ersten Bomben der "Südtiroler Freiheitskämpfer" und lösten Wellen des Terrors und Gegenterrors, aber auch außerordentliche politisch-diplomatische Bemühungen um eine Lösung der Südtirolfrage aus.

Beim großen Festzug des 175-Jahr-Jubiläums 1984 wiederholte sich das Schauspiel der Dornenkrone, sorgte für lautes Rauschen im europäischen Blätterwald und ein letztes Mal für schwere diplomatische Verstimmung zwischen Rom und Wien. Mit dem Abschluss des Südtiroler Autonomiepakets und der Beilegung des Streits zwischen Österreich und Italien vor der UNO 1992 sowie dem Beitritt Österreichs zu Europäischen Union 1995 indes ist beiderseits des Brenners so etwas wie europäische Normalität eingekehrt. Die Folgen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs, die Europa so lange geprägt haben, scheinen überwunden. Der Blick auf die Geschichte wird auch in Tirol freier und gelassener: Etliche Forschungsprojekte an der Universität Innsbruck und in Südtirol beleuchten die Ereignisse von 1809 in Tirol erstmals kritisch im europäischen Kontext der Koalitionskriege, die Biographie Andreas Hofers wird neu interpretiert, andere Studien und eine Ausstellung werden sich der Lage und der Rolle der Frauen in den Kämpfen und im Hinterland widmen, breite Aufmerksamkeit kommt der Rezeptionsgeschichte zu, der Entstehung der Bilder und Mythen rund um 1809 und seine Helden.

"2009 wird es natürlich auch wieder einen großen Festumzug in Innsbruck geben. Dazu werden bereits heute zahlreiche Abordnungen der ehemaligen Gegner und heutigen Freunde in Frankreich, Italien und Deutschland eingeladen; für den Vorabend wird ein großes Fest der Jugend geplant", erläutert Kulturlandesrat Erwin Koler.

Schon 1959 wurde mit der Gründung der Tiroler Landesgedächtnisstiftung ein kräftiger Akzent für die Zukunft gesetzt. "Unzählige Lehrlinge, Schüler und Studenten werden von ihr bis heute durch Stipendien unterstützt, viele und große Vorhaben der Denkmalpflege sind bis heute nur mit Unterstützung dieser vom Land Tirol und den Tiroler Gemeinden zu gleichen Teilen getragenen Stiftung möglich", sagt LH Herwig van Staa. Aus Anlass des Gedenkjahres 2009 wird eine Tiroler Jugendstiftung vorbereitet, die ebenso nachhaltige Akzente in die Förderung der Aus- und Weiterbildung der Jugend Tirols im europäischen Rahmen setzen soll.

Nach einem im Herbst 2006 abgeschlossenen Architekturwettbewerb wird nach den Plänen der Innsbrucker Architekten Philipp Stoll und Reinhard Wagner am Bergisel südlich von Innsbruck ein neues Museum errichtet. Es wird das eindrucksvolle, 1896 von Zeno Diemer gemalte Panorama der Bergiselschlacht beherbergen, das ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Kaiserjägermuseum neu erschließen und in einer Dauerausstellung die Vor- und Nachgeschichte von 1809 sowie die Entwicklung Tirols vermitteln.

Das neue Ausstellungsgebäude am Bergisel soll zu einem Streifzug durch die europäische Geschichte der Neuzeit einladen.

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