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Traum-Bilder der Avantgarde

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„Das grausame Spiel - Surrealismus in Spanien 1924 -1939” heißt eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien, die am 11. Mai eröffnet wird.

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„Das grausame Spiel - Surrealismus in Spanien 1924 -1939” heißt eine Ausstellung in der Kunsthalle Wien, die am 11. Mai eröffnet wird.

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Mit dem kleinen, ob seines „tabuverletzenden”- Inhalts jedoch heftig kritisierten Bild „Le jeu lugu-bre” (was sowohl mit „Das grausame Spiel” oder mit „Das finstere Spiel” oder „Das traurige Spiel” übersetzt werden kann) verschaffte sich der junge katalanische Künstler Salvador Dali 1929 Zugang in den Zirkel der Pariser Surrealisten und dadurch auch zu deren Mentor Andre Breton. Dieses Bild hat der Überblicksausstellung „Das grausame Spiel” in der Kunsthalle Wien den Namen gegeben.

Der Surrealismus nahm in Spanien, genauer in Katalonien seinen Ursprung und wurde von so unterschiedlichen Charakteren wie Salvador Dali und Joan Miro in die Welt gesetzt. Miros frühe Arbeiten übten eine starke Wirkung auf den in Paris lebenden Südspanier Pablo Picasso aus, der 1926 zum Surrealismus stieß. Breton allerdings betrachtete schon die frühe kubistische Phase Picassos als Markstein auf dem Weg zum Surrealismus, wobei Picasso selbst sich nur während einer relativ kurzen Zeitspanne mit dem Gedankengut der Surrealisten identifizieren konnte.

Andre Breton berief sich bei der Proklamierung seines ersten „Surrealistischen Manifests” im Jahr

1924 vor allem auf Arbeiten von Picasso, um zu behaupten, daß es eine der surrealistischen Dichtung adä-

?uate bildende Kunst gäbe. Vährend sich die Weggefährten Bretons darauf einigen konnten, was surrealistische Dichtung sei, entstand um deren künstlerisches Äquivalent in der bildenden Kunst eine fortdauernde Kontroverse.

In der dritten Nummer der Zeitschrift „Bevolution surrealiste” (April 1925) erklärte deren damaliger Redakteur, der Maler Pierre Na-

ville, noch: „Es ist allgemein bekannt, daß es keine surrealistische Malerei gibt. Weder die Striche eines Bleistifts, der dem Zufall der Gesten überlassen wird, noch das Bild, das Traumgestalten nachzeichnet, noch eingebildete Phantasien können Anspruch auf diese Bezeichnung erheben.” Breton übernahm ab der vierten Nummer (Juli 1925) die Be-daktion der Zeitschrift.

In mehreren Heften veröffentlichte er Beiträge über das Verhältnis von Surrealismus und Malerei allerdings nicht über „surrealistische Malerei” - und wich

dadurch dieser Kontroverse insoferne aus, als er die Meinung vertrat: „Der Surrealismus muß, wenn er sich moralische Bichtlinien geben will, den Weg gehen, den Picasso gegangen ist und noch gehen wird.”

Diese Kontroverse ist in der Ausstellung nachvollziehbar. 200 Gemälde, Skulpturen, Objekte und Zeichnungen von 45 Künstlern machen die Breite der surrealistischen Bewegung sichtbar. Ergänzt werden die Kunstwerke durch programmatische Schriften, Manifeste und Dokumente. Der zeitliche Bahmen spannt sich vom Jahr 1924, dem Jahr der Proklamierung des „Ersten surrealistischen Manifests” bis zur Machtergreifung General Francos im Zuge des spanischen Bürgerkriegs 1939.

Durch Krieg und Diktatur wurden viele Surrealisten in die Emigration getrieben, die dazu beitrug, daß der Surrealismus eine erweiterte internationale Verbreitung erfuhr. Daher ist es logisch und auch lobenswert, daß in der Ausstellung auch noch ein Teil dem „Surrealismus in der Diaspora” in der Neuen Welt, insbesondere in Mexiko, gewidmet ist. Viele in Übersee lebende Künstler gaben der dortigen Malerei bedeutende Impulse.

Für Dali änderte sich vordergrün-

Luis Fernändez, Allegorie des

Guten und des Bösen, 1939_

dig nicht viel. Er übersiedelte nach Italien, wo er sich vor allem mit traditioneller Kunst auseinandersetzte, was naturgemäß seine eigene künstlerische Arbeit beeinflußte. Die emotionale Wirkung, die der Bürgerkrieg als „Phänomen der Naturgeschichte11 auf ihn hatte, schätzte Dali in seinem „Geheimen Leben” als folgenlos ein: „Der Spanische Bürgerkrieg änderte keine meiner Ideen. (...) Ekel und Abscheu vor jeder Art von Revolution nahmen bei mir fast pathologische Züge an. Aber ich wollte auch nicht, daß man mich einen Reaktionär nannte. Das war ich nicht: Ich ,reagierte' nicht - dies kommt gedankenloser Materie zu. Denn ich dachte einfach weiter, und ich wollte nichts anderes als Dali sein. (...)

Ich glaube weder an die kommunistische Revolution, noch an irgendeine andere Art von Revolution. Ich glaubte nur an die oberste Wirklichkeit der Tradition: Obwohl Dali sich von seinem surrealistischen Stil nach 1939 abzuwenden begann, blieb er doch in seinem Innersten Surrealist. (Bis 16. Juli)

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