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Drei Kunstler - und ein grober Fortschritt

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In der Galerie Würthle findet eine sehr beachtenswerte Ausstellung statt: Walter Eckert und Karl Kreuzberger legen neue Zeichnungen vor, Otto Beckmann zeigt einen Zyklus von Radierungen und zwei Plastiken. Diese drei Künstler bilden bekanntlich eine Gruppe für sich; sie wollen in jeder Bedeutung des Wortes unabhängig sein. Vor zwei Jahren haben sie in derselben Galerie zum erstenmal gemeinsam ausgestellt, was sie heute bringen, umfaßt somit die Arbeit zweier Jahre. Eine nicht sehr große Zeitspanne; aber es ist offensichtlich, daß sie in ihr einen überraschend, weiten Weg zurückgelegt haben.

Niemand hätte es beispielsweise Otto Beckmann übel genommen, wenn er, der wohl Eigenartigste unter den Dreien, sich mit dem prächtigen Stil seiner Emailarbeiten — eine davon ist in der Auslage der Gilerie zu sehen — begnügt hätte, den er damals wirklich bis zur Vollendung entwickelt gehabt hat; es gibt schließlich Künstler genug, die geringere Errungenschaften und Entdeckungen bis zur Neige auskosten und auswerten. Nun,Beckmann hat sich nicht begnügt, und er hat recht damit getan; seine Radierungen weisen nichts mehr von der ikonenhaften Strenge seiner früheren Arbeiten auf. Sie sind reicher, vielsagender und formal vielfältiger geworden. Das Bestreben Beckmanns, geistige Erkenntnisse in künstlerische Formen umzusetzen, ist sich gleich geblieben. Aber es zwingt seine Formen nicht mehr zur Sparsamkeit. Mit anderen österreichischen Künstlern ist Otto Beckmann kaum zu vergleichen. Sein Stil ist unverwechselbar! es wird manche geben, die ihm seinen Platz streitig machen wollten. Aber kaum einer wird das können.

Während die künstlerische Entwicklung bei Beckmann einen gradlinigen Verlauf nimmt, hat Walter Eckert einen Stilbruch durchzustehen gehabt. Zu seinem Glück, wie hinzugefügt sei. Sein Expressionismus ist verschwunden, gekommen ist ein neues, kräftiges Formbestreben, eine neue Objektivität, die menschlich und künstlerisch gleicherweise erfreulich ist. Noch hat der Beschauer das Gefühl, daß die neue Richtung, die Eckert einschlägt, nicht ganz bestimmt Ist und von

Eckert mehr erspürt als klar erkannt ist Aber das tut nicht viel zur Sache angtsichts der unbändigen Freude und Vitalität, mit der er Neuland wittert, der Energie, mit der ei sich den Weg zu ihm bahnt.

Karl Kreutzberger ist der einzige, der im großen und ganzen auf seinem früheren Platz steht — doch ist er auch nicht ein dynamisches, sich von Punkt zu Punkt fortbewegendes Temperament, sondern eines der Vertiefung. Sein bisher einziges Motiv und Thema — die Landschaft — hat er zugunsten von Stilleben und traumhaft-mythologischen Vorwürfen aufgegeben. Mit manchen Zeichnungen gerät er ein wenig in die Nähe von Fronius; einige Blätter, die .Sphinx“ zum Beispiel, sind ausgezeichnet.

Eine schöne, geschlossene, wichtige und — erfreuliche Ausstellung.

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