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Eine Enttäuschung

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Im Museum am Stubenring sind jetzt die Kunsthandwerksarbeiten zu sehen, mit denen Österreich auf der diesjährigen Mailänder Triennale gegen eine überwältigende internationale Konkurrenz zu bestehen versucht hat: besser wäre es freilich gewesen, wenn man uns diese Kollektion früher, nämlich ehe sie nach Italien ging, gezeigt hätte: vielleicht wäre die Kritik, die jetzt zu spät kommt, in diesem Falle doch imstande gewesen, einige kleinere Wunder zu wirken. Denn eine noch unglücklichere Auswahl hätte sich schwerlich treffen lassen. Zwar sind die Keramiken Professor Obsiegers und seiner Fachklasse vorzüglich, ist die Kleinbronze eines „Gitarrespielers“ von Wander B e r- t o n i geradezu exquisit, gibt es außerdem noch dies und jenes Hübsche — aber das Gros? Was sollen diese nebensächlichen Ziermöbel eines purifizierten Makart-Stils? Diese überspitzten Kleinlichkeiten, diese wehmütigen Erinnerungen an die Eßbestecke und Trinkgläser der Wiener Werkstätte von Anno dazumal? Diese Weingläser, deren Stiele so dünn sind, daß man sie nur ansehen oder abbrechen kann? Mit solchen Sachen kann man im Jahre 1951 nicht mehr ins Ausland gehen. Wenn unser Kunstgewerbe und -handwerk nichts Besseres produziert — was wir sehr be- zweifeln —, dann wäre es besser gewesen, ihnen und uns die beschämenden Vergleiche, wie sie sich auf der Triennale notwendigerweise ergaben, von vornherein zu ersparen. Den Glasarbeiten der Finnen, den Möbeln der Schweden und Amerikaner und der eleganten Modernität der Romanen — ihnen muß Bedeutenderes entgegengestellt werden als Formen von vorgestern, Ornamente von gestern und ein Zunfthochmut, der sich nicht einmal um neue Werkstoffe, geschweige denn um zeitgemäße Produktionsmethoden kümmert.

Sogar in der bildenden Kunst kann sich ein „team-work“ als höchst ersprießlich erweisen, wie das Beispiel lehrt, das Walter Eckert, Otto Beckmann, Karl Kreutzberger und Grete Y p p e n seit geraumer Zeit geben; diese vier Künstler haben sich im vergangenen Jahr, als eine Art von allgemeiner Kunstkrise durch die Wiener Ateliers geisterte, zu einer lockeren Arbeitsgemeinschaft zusammengetan, um gemeinsam künstlerisches Neuland zu suchen. Ob diese Gemeinschaft noch existiert, wissen wir nicht. Aber daß sie gute Früchte trug, erwies sich bereits in der letzten Ausstellung der Sezession und erweist sich jetzt wieder in einer — übrigens ausgezeichneten — Verkaufexposition der Galerie W ü r t h 1 e. Insbesondere ist Walter Eckert innerhalb der Wiener Künstlerschaft entschieden um einige Ränge aufgerückt; seine farbigen Einzeldrucke — .Stilleben am Fenster“ — sind, bei aller Sparsamkeit der Mittel, höchst eigenartig und ausdrucksstark; von Boeckl, dessen Schüler Eckert so lange war, ist da nichts mehr zu merken. Beckmann zeigt eine gefährlich wirkende „Shinx“ und hat sich neuerlich offenbar eine magische Spezies des Kubismus zugelegt. Ein prächtiges „Meertier- Stilleben von Karl Kreutzberger muß gleichfalls verzeichnet werden.

Was der ersten Ausstellung fehlt, hier ist es: Bemühung und der Verzicht auf den spielerischen Effekt.

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