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Inwendig fromm
„Mythos und Musik” - so lautet das Motto: und tatsächlich, nicht anders als mythisch ist die Phantasie zu bezeichnen, mit der sämtliche Epochen und Stile europäischer Musikgeschichte umstandslos in dieses Schema gepreßt werden. Trotzdem brachte die erste Hälfte des Festivals bereits singulare musikalische Höhepunkte.
An erster Stelle zu nennen ist die Auseinandersetzung Nikolaus Har-noncourts mit den beiden großen Messen in Es und in As von Franz Schubert: Erschütternd die Umdeu-tung des „Miserere nobis” und vor allem des „Sanctus” aus der Es-Dur-Messe zu gepeinigten „De profun-dis”-Schreien oder die inwendige Frömmigkeit, die das „Incarnatus” in Harnoncourts Interpretation annahm. Im wahrsten Sinn un-erhört auch das Crescendo im Gloria der As-Dur-Messe zum „Tu solus Dominus” und die abschließende, monumentale Fuge: Die Engel aus Rilkes „Duineser Elegien” schienen sich hier zum Gotteslob vereinigt zu haben.
Überaus interessant auch die Wiedergabe der ersten beiden Symphonien von Robert Schumann, wieder unter Harnoncourt und dem überragenden „Chamber Orchestra of Europe”: Pulsierende Verve in der Frühlingssymphonie (ein Gustostückerl die Färbung der Durchführung des Kopfsatzes durch das Triangel) und detailreiche Analyse der „Zweiten”, deren Adagio man jedoch schon verzweifelter und kranker gehört hat.
Auf Schloß Eggenberg zelebrierte der „Consort of Musicke” Gebete an Götter und Göttinnen der Nacht in Gestalt englischer Musik des 17. Jahrhunderts. Kaum war die Verschmelzung von geistiger Durchdringung einer fremden Epoche und betörende Klangsinnlichkeit je so ohrenfällig wie an diesem Abend.
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