Schule: Quereinsteiger als eierlegende Wollmilchsau
Diese Woche streiten Politik-Redakteurin Brigitte Quint und Chancen-Redakteurin Manuela Tomic über Quereinsteiger an den Schulen.
Diese Woche streiten Politik-Redakteurin Brigitte Quint und Chancen-Redakteurin Manuela Tomic über Quereinsteiger an den Schulen.
Nein! Seit mindestens zehn Jahren weiß man, dass sich mit der Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge eine Lücke auftun wird. 20.000 Lehrpersonen werden in den kommenden fünf Jahren in Pension gehen. Gleichzeitig verlassen immer mehr Lehrer(innen) frühzeitig den Schuldienst. „In Wien löst im Prinzip täglich eine Lehrperson den Dienst auf“, erklärte etwa Thomas Krebs, oberster Gewerkschaftsvertreter (FCG) der allgemeinbildenden Pflichtschulen gegenüber Puls 4. Krebs meint damit nur jene, die sich selbstständig (also nicht durch Versetzung oder Pensionierung) aus dem System zurückziehen.
Und nun werden Quereinsteiger als eierlegende Wollmilchsau gehandelt. Personen mit Berufserfahrung in der Privatwirtschaft, die sich als Spätberufene fühlen (und daher motivierter sind?), sollen das Chaos an Österreichs Schulen beseitigen und das Bildungssystem stabilisieren. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Man würde es auch zu gerne glauben. Aber dass dieses Narrativ einen fahlen Beigeschmack hat, ist offensichtlich. Derzeit heißt es vielerorts: Klappt es mit dem Traumjob, der Traumfirma nicht, kann man immer noch als Quereinsteiger an eine Schule gehen. Schuldirektoren nähmen einen angeblich mit Handkuss. Kein Zweifel, handelt es sich um eine hochtalentierte Fachkraft, die sich autodidaktisch sämtliche pädagogischen Fähigkeiten angeeignet hat und die Schülerinnen und Schüler zu Höchstleistungen anspornen kann – dann wird die Schulleitung in der Tat „Juchhe“ schreien. Doch diese Wunderwuzzis sind rar. Vielmehr zieht es jene an Schulen, die eine Veränderung suchen, sich in ihrem eigentlichen Job nicht mehr wohlfühlen, womöglich sogar überlastet sind, denen die Aussicht auf wochenlange Ferien gefällt.
Das muss nicht unbedingt heißen, dass diese Leute schlecht unterrichten. Es muss aber auch nicht unbedingt heißen, dass sie gut unterrichten. Der Hype um die Quereinsteiger sollte also differenziert betrachtet werden. Es gilt, das Bildungsministerium wieder mehr in die Verantwortung zu nehmen. An ihm liegt es, den Kindern in Österreich qualifizierten Unterricht zu ermöglichen.
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