Hannelore Reicher - © Victoria Schwendenwein

Hannelore Reicher: "Schule ist keine Reparaturanstalt"

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Bereitet das, was in den Schulen gelehrt wird, Kinder und Jugendliche auf ihre Zukunft vor? Und muss das überhaupt sein? Nicht zwingend, meint die Grazer Universiätsprofessorin Hannelore Reicher. Denn neben Faktenwissen sei das sozial-emotionale Lernen in der Schule zentral. Ein Gespräch über das Hineinwachsen in die Gesellschaft und den "Ernst des Lebens".

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Bereitet das, was in den Schulen gelehrt wird, Kinder und Jugendliche auf ihre Zukunft vor? Und muss das überhaupt sein? Nicht zwingend, meint die Grazer Universiätsprofessorin Hannelore Reicher. Denn neben Faktenwissen sei das sozial-emotionale Lernen in der Schule zentral. Ein Gespräch über das Hineinwachsen in die Gesellschaft und den "Ernst des Lebens".

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DIE FURCHE: Inwiefern prägt Schule den Menschen?

Reicher: Schule prägt den Menschen in sehr umfassendem Sinne, in Bezug auf die Förderung von Begabungen, die Persönlichkeitsbildung, die Fähigkeit, die Welt zu verstehen und zu gestalten und sich in einer demokratischen Gesellschaft aktiv beteiligen zu können. Die Fachliteratur benennt mehrere Funktionen: Die Qualifikationsfunktion, also die Vorbereitung auf das spätere Arbeitsleben, oder auch die Sozialisationsfunktion, in der es um soziale Kompetenzen und das Hineinwachsen in die Gesellschaft geht.

DIE FURCHE: Warum braucht es diese Sozialisationsfunktion?

Reicher: Soziales Lernen bedeutet, dass ich meine Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickle in Bezug auf Kommunikationsfähigkeit, in Bezug auf Konfliktbewältigung, in Bezug auf auch meine eigenen personalen Fähigkeiten. Wir sprechen heute nicht mehr nur vom sozialen Lernen, sondern umfassender vom sozial-emotionalen Lernen. Hier wird dieses soziale und das personelle Element miteinander verknüpft. Da geht es eben auch um Persönlichkeitsbildung, Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Man kann das Individuum nicht abgekoppelt vom sozialen Kontext sehen und dadurch, dass Schule ein Miteinander lernen in einem Klassenverband ist, gibt es kein Lernen ohne soziales Lernen. Was passiert, aber, wenn man das soziale Lernen nicht gestaltet? Dann kann es zu Phänomenen wie zum Beispiel Mobbing kommen. Daher ist es wichtig, dass man in der Schule auch dieses soziale Lernen explizit in den Blick nimmt.

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